Es wäre sicherlich interessant, jenes Oratorium en miniature, als das man ‘Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz’ von Joseph Haydn kennt, mal in jener Fassung zu hören, die Haydn zum Variieren seines gleichnamigen Streichquartetts animierte: Denn diese Musik wurde zuvor von einem anderen Musiker mit Vokalstimmen ergänzt. Im Booklet der Neueinspielung durch den Kammerchor Stuttgart unter der Leitung von Frieder Bernius erfährt man, dass Haydn von dieser Bearbeitung durchaus angetan war, doch in diesem Sinne lieber noch mal selbst Hand an sein Opus 51 legte.
Ebenfalls interessant: Es existieren von dieser arrangierten Fassung sehr viel weniger Aufnahmen als vom ursprünglichen Streichquartett. Grund genug also, hier Abhilfe zu schaffen, wobei Bernius dieses Chorwerk schon mal einspielte: 1982, aktuell als Teil einer Box mit vier CDs 2020 erschienen bei Hänssler. Die Neuaufnahme von Carus überzeugt von der ersten bis zur letzten Minute und setzt den Anspruch um, den der Komponist selbst an seine Musik (damals das Streichquartett) stellte: Sie solle den Zuhörer nicht ermüden.
Das Gegenteil ist der Fall: Die fast immer a cappella gesungenen Jesusworte von ‘Vater vergib Ihnen’ bis ‘In Deine Hände’ strahlen eine unglaubliche Güte und Wärme aus, deren Gelassenheit selbst in tiefster Todesnot etwas unglaublich Tröstendes hat. Die sich jeweils anschließenden Chorstücke mit Orchesterbegleitung sind transparent und homogen gesungen, die Textverständlichkeit ist ebenfalls ein Plus dieser Aufnahme. Verglichen mit der über 30 Jahre alten Einspielung klingt diese um einiges temporeicher musizierte sehr viel kammermusikalischer und intimer – gemessen am gesungenen Inhalt also weitaus überzeugender.
Spannend sind die Solisten: Bis auf jene Stelle, an der Anna-Lena Elbert mit ihrem Sopransolo bei ‘Es ist vollbracht’ natürlich wohlig heraussticht, hört man alle vier Stimmen – des Weiteren Sophie Harmsen (Alt), Florian Sievers (Tenor) und Sebastian Noack (Bass) – höchst delikat in den Klang des Kammerchors Stuttgart eingebettet. Die auf historischen Instrumenten musizierende Hofkapelle Stuttgart überzeugt als geschmackvoller Begleiter und setzt nicht nur in den reinen Instrumentalsätzen eigene Akzente.
It would certainly be interesting to hear the oratorio en miniature, as which one knows ‘The Seven Last Words of Our Savior on the Cross’ by Joseph Haydn, in the version which animated Haydn to vary his string quartet of the same name: for this music was previously supplemented by another musician with vocal parts. In the booklet of the new recording by the Kammerchor Stuttgart under the direction of Frieder Bernius, one learns that Haydn was quite taken with this arrangement, but preferred to work on his Opus 51 himself.
Another interesting fact is that there are far fewer recordings of this arranged version than of the original string quartet. Reason enough, therefore, to remedy this situation, although Bernius recorded this choral work once before: in 1982, currently as part of a four-CD box set 2020 released by Hänssler. The new recording by Carus is convincing from the first to the last minute and implements the demand that the composer himself placed on his music (at that time the string quartet): it should not tire the listener.
The opposite is the case: the words of Jesus, almost always sung a cappella, from ‘Vater vergib Ihnen’ (Father forgive you) to ‘In Deine Hände’ (Into your hands) radiate an unbelievable kindness and warmth, the serenity of which has something unbelievably comforting even in the deepest distress of death. The choral pieces with orchestral accompaniment that follow are sung transparently and homogeneously, and the clarity of the text is also a plus of this recording. Compared to the 30 year old recording, this one sounds much more chamber-musical and intimate – measured by the sung content much more convincing.
The soloists are exciting: except for the part where Anna-Lena Elbert naturally stands out with her soprano solo in ‘Es ist vollbracht’, all four voices – Sophie Harmsen (alto), Florian Sievers (tenor) and Sebastian Noack (bass) – are most delicately embedded in the sound of the Kammerchor Stuttgart. The Hofkapelle Stuttgart, playing on historical instruments, convinces as a tasteful accompanist and sets its own accents not only in the pure instrumental movements.