Joseph Haydn: Pariser Symphonien Nrn. 82-87; Orchestre de Chambre de Paris, Douglas Boyd; 2 CDs Nomadmusic NMM078; Aufnahme 2018/2020, Veröffentlichung 04/12/2020 (135'21) – Rezension von Uwe Krusch
In seinen sechs Pariser Symphonien zeigt Joseph Haydn seine gesamte Bandbreite an Einfallsreichtum, den Einsatz überraschender Elemente und auch auf den reinen Genuss gerichteter Erfindungskraft und das alles auf Basis solidester handwerklicher Handhabung, so dass jede Symphonie den Übergang von Musik der Vertonung formaler Vorgaben zu der der Erfindungstiefe andeutet. Auftraggeber war die in Pariser Loge Olympique, die sich für die hochwillkommenen Werke mit einem mehr als großzügigen Honorar erkenntlich zeigte. Anders als für die Musik in seiner Heimat bei dem Fürsten Esterhazy durfte er für ein groß besetztes und hervorragendes Orchester komponieren.
Insofern weichen die Interpreten dieser Aufnahme vom Besetzungsansatz ab, da es sich um Kammerorchester handelt. Laut Internetseite spielen sie mit 13 Violinisten, damals standen bis zu 40 Geiger zur Verfügung. Dass es ihnen trotzdem gelingt, den auf das große Orchester angelegten Charakter der Werke zum Klingen zu bringen, liegt an dem vitalen und kernigen Einsatz, den die Musiker den Symphonien widmen.
Während die Streicher eine agil und homogen überzeugende Leistung bieten und die Blechbläser wie in der C-Dur Symphonie den festlichen Charakter gestalten, tun sich vor allem die Holzbläser mit spaßigen Lautäußerungen hervor, so dass etwa der Beiname ‘Die Henne’ der Symphonie 83 unmittelbar hörbar wird und ein Schmunzeln hervorruft.
Und doch bleiben die Interpreten immer in würdevollen und koordinierten Bahnen, die Douglas Boyd zusammenhält. So gelingt es ihnen, die klassische Natur zu verdeutlichen und die einfallsreich mit einem Augenzwinkern gewürzten Kompositionen für Paris so zeigen, wie sie gedacht waren: als höchst niveauvolle Unterhaltung mit Charme für eine anspruchsvolle Stadtgesellschaft. Feine Werke, feine Darstellung.
In his six Paris symphonies, Joseph Haydn displays his entire range of ingenuity, the use of surprising elements and inventiveness aimed at pure enjoyment, and all this on the basis of solid craftsmanship, so that each symphony indicates the transition from music of setting formal specifications to that of depth of invention. The commissioner was the Parisian Loge Olympique, which showed its gratitude for the highly welcome works with a more than generous fee. Unlike the music in his home country with Prince Esterhazy, he was allowed to compose for a large and outstanding orchestra.
In this respect, the performers of this recording deviate from the instrumentation, as they are a chamber orchestra. According to their website, they play with 13 violinists; at that time, up to 40 violinists were available. The fact that they nevertheless succeed in bringing out the character of the works, designed for the large orchestra, is due to the vital and pithy commitment that the musicians devote to the symphonies.
While the strings offer an agile and homogeneous performance and the brass, as in the C major symphony, create the festive character, the woodwinds in particular excel with amusing vocal utterances, so that the nickname ‘The Hen’ of Symphony 83, for example, is immediately audible and even evokes a smile.
And yet the performers always remain in dignified and coordinated orbits, held together by Douglas Boyd. In this way, they succeed in clarifying the classical nature and showing the compositions for Paris, imaginatively seasoned with a wink, as they were intended: as highly sophisticated entertainment with charm for a discerning urban society. Fine works, fine presentation.