Das ist eine heiße Schallplatte! Sakari Oramo und das Ostrobothnian Chamber Orchestra beginnen Prokofievs Visions Fugitives in der Barshai-Transkription spannungs- und geheimnisvoll, und diese Spannung lässt eigentlich nicht nach, nicht einmal in Tchaikovskys Elegie.
Gewiss, Barshais Prokofiev-Bearbeitung ist keine leichte Kost. Sie ist radikal modern, aber man hat sie schon mit weniger Biss gehört als in dieser neuen Einspielung. Das Spiel des Orchesters ist in seiner Schärfe und Unmittelbarkeit herausragend. Dabei klingt nichts effekthascherisch oder überzogen, es geht den finnischen Musikern nur darum, in einem Zustand völliger Erregung Stimmungen zu erwecken und dramatische Geschichten zu erzählen. Das Rezept wird mit unveränderter Temperatur in Scriabins Préludes op. 11 appliziert, die Jouni Kaipainen für Streichorchester arrangiert hat. Das ist kein Sanftgaren, sondern Schockbraten. Verbrennen tut dabei allerdings nichts. Wie ein gutes Stück Fleisch bleibt der Saft voll erhalten.
Eine sehr gestische, ebenfalls stark atmosphärische Interpretation der Tchaikovsky-Variationen von Arensky und der Elegie von Tchaikovsky sing ebenfalls absolut bereichernd.