Als ich 1971 in Florenz Karel Ancerl zum ersten Mal im Konzert erlebte, war er 63 Jahre alt und zeigte dennoch am Pult jugendliche Kraft. In diesen Wiener Konzertmitschnitten war er erst 50 und genau so energiegeladen. Nun könnte man meinen, ich möchte ihn mit den Energeten von heute vergleichen. Pah! Wie könnte ich? Ancerl machte nie auf Show, er brauchte sich nicht selbst zu inszenieren, weil er die Wirkung allein der Musik überließ. Kein Radau also in der ‘Neuen Welt’ (wie ich das letztes Jahr sehr zu meinem Missmut mit Nézet-Séguin in Warschau erlebte) sondern Energie in Form von Intensität.
Das Largo wird bei Ancerl nicht zu einer romantisch ausladenden Betrachtung, sondern zu einem raffiniert prickelnden Musikstück, das Scherzo und das Finale werden mit einer entwaffnenden Natürlichkeit gespielt, weil Ancerl hier seine Muttersprache spricht und genau weiß, was zu sagen ist.
Es mag von dieser Symphonie klanglich bessere Aufnahmen geben, sogar mit Ancerl selber (bei Orfeo), aber diese hier bringt dem Hörer so viel Glück, dass man sich die CD unbedingt anhören sollte, nicht zuletzt wegen einer genialen Darbietung der ‘Moldau’. Das ist die Ancerl-Hymne, und er singt sie mit Inbrunst, aber ohne Pathos. Die Musik fließt mit voller Kraft in schnellen 11 Minuten und 40 Sekunden, aber sie wirkt nie zu schnell, sie wirkt einfach richtig, sie strömt und blüht vital und voller Elan, wie Blut in der Ader tschechischen Lebens, wie das Pochen des tschechischen Herzens. Grandios und bewegend! Eine CD mit Gänsehaut-Garantie.
With perfect examples of vital and intense playing in the Czech manner, this CD will give you the creeps.