Conrado del Campo (1878-1953) spielte im spanischen Musikleben eine dreifache Rolle als Lehrer, Komponist und Interpret. Aber sein kompositorisches Oeuvre gelangte kaum an die Öffentlichkeit und blieb oft auf private Uraufführungen beschränkt. Nun versucht das Label MarchVivo seine Quartette bekannt zu machen.
Als die ersten Quartette veröffentlicht wurden, sprach Pizzicato-Mitarbeiter Uwe Krusch von einer äußerst lohnenden Entdeckung. Dieses neue Album entstammt einem Konzert, welches das Cuarteto Gerhard am 6. Juni 2023 in der Fundación Juan March gab. Es ist die weltweit erste Aufnahme der Quartette Nr. 6 und 7 bis.
Das sechste Quartet (Asturiano) ist von asturischer Volksmusik inspiriert, ohne dabei altmodisch zu wirken, wie der Booklettext unterstreicht. Tatsächlich klingt die Musik eher modern in der Formulierung, freilich vor einem durchaus romantischen Hintergrund. Die vier Sätze mit insgesamt 44 Minuten heißen Andante, Balada, Scherzo und Rapsodia. Die beiden ersten sind leidenschaftlich, zum Teil bedrückend. Selbst das beschwingte Scherzo vermittelt hin und wieder düstere Gedanken, was zu den für ihre Schwermut bekannten Asturiern passt. Diese Stimmungen prägen auch den letzten Satz dieser vom Gerhard Quartett sehr intensiv und packend gespielten Komposition
Das Quartett Nr. 7 entstand in einer ersten Version im Jahre 1911 und wurde 1951 überarbeitet. An Leidenschaftlichkeit und Drama steht es dem sechsten Quartett in nichts nach. Es beginnt mit einem Adagio ‘con grande expresion’, das in ein Allegro mündet. Danach folgt ein rhythmisches Scherzo. Ein weiteres Adagio steht an 3. Stelle und hat den Charakter eines Lamentos. Im letzten Satz scheint der Komponist jeden Trübsinn abgeschüttelt zu haben, denn er bezeichnet den Satz Allegro animato y humoristico. Und genau so klingt er auch in dieser. Interpretation. Das Gerhard Quartett interpretiert die Komposition mit unanfechtbarer spielerischer Kompetenz. In der Gestaltungskraft souverän und virtuos, zeigt es bei aller Dramatik eine große Stilsicherheit. Vitaler und kommunikativer kann man diese Musik wohl kaum spielen.
Conrado del Campo (1878-1953) played a triple role in Spanish musical life as teacher, composer, and performer. But his compositional oeuvre hardly reached the public and often remained limited to private premieres. Now the MarchVivo label is trying to make his quartets known.
When the first quartets were released, Pizzicato contributor Uwe Krusch spoke of an extremely rewarding discovery. This new album comes from a concert that Cuarteto Gerhard gave at the Fundación Juan March on June 6, 2023. It is the world’s first recording of Quartets Nos. 6 and 7 bis.
The sixth quartet (Asturiano) is inspired by Asturian folk music without sounding old-fashioned, as the booklet text points out. In fact, the music sounds rather modern, admittedly against a thoroughly romantic background. The four movements, totaling 44 minutes, are called Andante, Balada, Scherzo and Rapsodia. The first two are passionate, at times oppressive. Even the buoyant Scherzo conveys somber thoughts now and then, which suits the Asturians, known for their melancholy. These moods also characterize the last movement of this composition, played very intensely and grippingly by the Gerhard Quartett.
The Quartet No. 7 was written in a first version in 1911 and was revised in 1951. In terms of passion and drama it is in no way inferior to the sixth quartet. It begins with an Adagio ‘con grande expresion’ that leads into an Allegro. This is followed by a rhythmic scherzo. Another Adagio is in 3rd place and has the character of a lament. In the last movement, the composer seems to have shaken off any gloom, for he calls the movement Allegro animato y humoristico. And that is exactly how it sounds in this. Interpretation. The Gerhard Quartet interprets the composition with unquestionable playful competence. Sovereign and virtuosic in its creative power, it shows great stylistic confidence despite all the drama. This music can hardly be played in a more vital and communicative way.