Henri Marteau, Sohn eines französischen Vaters und einer deutschen Mutter ist in beiden Staaten kaum bekannt, in Deutschland vielleicht etwas mehr. Dazu mag auch beigetragen haben, dass er seine leitende Stellung an der Hochschule der Künste in Berlin im Ersten Weltkrieg aufgeben und unter Hausarrest leben musste.
Sein Violinkonzert ist mit einer dreiviertel Stunde Spielzeit ein ausgewachsenes Werk, das mit technischen und interpretatorischen Herausforderungen nicht geizt. Es galt sogar als unspielbar. Da es nicht in den Kanon aufgenommen wurde, ist es nicht verwunderlich, dass die Partitur verloren ging. Der Dirigent der Aufnahme hat nach der Klavierpartitur die hier vorgestellte neue Fassung für Orchester geschaffen, die die wohl schon ursprünglich angelegte starke Besetzung übernimmt. Als herausragender Geiger seiner Zeit hat Marteau im gefühligen langsamen Satz einen Anklang an den schwedischen Geiger Tor Aulin formuliert, die bei der Uraufführung in Schweden auch erkannt und honoriert wurde.
Klassisch bis spätromantisch und leichter im Duktus spiegelt die Serenade genau den Typus wieder, eine unterhaltsame Bläsermusik für Aufführungen im Freien.
Der aus einer Musikerfamilie stammende Nicolas Koeckert hat sich der Herkulesaufgabe dieses Werkes angenommen. Dem sehr gesanglich ausformulierten mittleren Satz widmet er sich mit intensivem, aber nicht kitschigem Ausdruck. In den Ecksätzen wird sein gesamtes technisches Können gefragt, dass er gegen die Orchesterbesetzung stellen muss. Das Orchester unter Leitung des Gestalters der Orchestration ist ein aufmerksamer und fein agierender Partner, der den Solisten bei der Überwindung der Hindernisse achtsam unterstützt.
Die Serenade wird von Bläsern des Orchesters sozusagen mit einem Schmunzeln und leichter Hand wie an einem lauen Sommerabend im Schlosspark angeboten. Mit dieser Auswahl wird Henri Marteau aus zwei Sichten vorgestellt, die beide die Qualitäten dieses übersehenen Komponisten bemerkenswert aufzeigen.