Walter Braunfels (1882-1954), ein aus Glaubensüberzeugung zum Katholizismus konvertierter Jude, war politisch ein Antifaschist und ein Gegner der Nazis, die ihn zum entarteten Künstler stempelten. Dieser Brandmarke folgte nach dem Zweiten Weltkrieg die der Avantgardisten, die vom musikalischen Traditionalisten Braunfels nichts wissen wollten. Damit blieb er aus dem Musikleben so gut wie verschwunden und leidet auch heute noch unter diesem Ausschluss.
Umso willkommener ist diese CD mit Liedern von großer Emphase und am Volkslied abgelauschter Wärme. Der Eindringlichkeit dieser Kompositionen kann man sich in den engagierten Interpretationen von Marlis Petersen und Konrad Jarnot nicht entziehen.
Marlis Petersen gibt den ‘Vogel-Liedern’ (Fragmente eines Federspiels & Neues Federspiel) viel Leben. Leichtfüßig bewegt sich die Sängerin in den verspielten Texten. Da kommt viel Esprit zum Funkeln, und mit ausgesuchten Vokalfarben und entfaltet sich so der ganze Zauber von Braunfels’ Kunst.
Konrad Jarnot hat neben einigen dramatischeren Stücken auch emotionalere Lieder ausgesucht, was ihm sicher auch liegt. Er verfügt über einen tadellosen Stimmsitz, hat viele Farben, ein prächtiges Volumen, das auch bei höherer Lautstärke rund bleibt, und ein perfektes Legato. Seine Baritonstimme mit ihrem warmen, angenehmen Timbre lässt er zwischen samtiger Höhe und kerniger Tiefe mit einer natürlichen Ausstrahlung strömen.
Die überzeugende Dramaturgie wird von Eric Schneider am Klavier bestens unterstützt.