Ludwig van Beethoven: Tripelkonzert op. 56 + Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92; Anne-Sophie Mutter, Violine, Yo-Yo Ma, Cello, West-Eastern Divan Orchestra Daniel Barenboim, Klavier & Ltg.; 1 CD Deutsche Grammophon 4838242; Liveaufnahmen 07+10/2019, Veröffentlichung 08/05/2020 (74') - Rezension von Remy Franck
Barenboim und Ma hatten Beethovens Tripelkonzert schon 1995 mit den Berliner Philharmonikern und Itzhak Perlman aufgenommen. Von den neuen Partnern bringt vor allem das West-Eastern Divan Orchestra mit seinem bedeutsamen und intensiv-sonoren Spiel Mehrwert (während die Berliner 1995 regelrecht im Leerlauf zu spielen schienen). In dieser Neuaufnahme können sich die Solisten auf einen ganz tollen Orchesterbeitrag freuen und sich darauf äußerst rhetorisch bewegen. Entstanden ist die Aufnahme als Live-Mitschnitte von Konzerten im Oktober 2019 in Berlin, anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des West-Eastern Divan Orchestra.
Anne-Sophie Mutters leuchtender Geigenton, Mas sensuelles, überaus gesprächiges Cello, und ein präsentes, detailreiches Klavier, das unter Barenboims Händen aufblüht, das sind neben dem Orchesterklang drei weitere wesentliche Elemente dieser Aufnahme. Die drei Solisten lassen nicht weniger Intensität und nicht weniger Liebe zum Detail spüren wie die jungen Musiker des West-Eastern Divan. Ihr Gespräch ist vor allem in den Ecksätzen ungemein anregend. Barenboim kommentiert manchmal altersweise, Mutter bleibt ganz die Elegante, liefert auch mal schnittige Bemerkungen, und Ma kann durchaus mit seinem Cello auch mal provokatorisch schnauzen. Die Coda des letzten Satzes wird mit einem derartigen Enthusiasmus gespielt, dass man am Ende am liebsten Bravo rufen würde, da DG den gewiss starken Applaus des Publikums unterschlagen hat.
Weniger Begeisterung löst die in Buenos Aires aufgenommene Siebte Symphonie aus. Barenboim dirigiert zunächst einen volltönenden ersten Satz, dem es aber für meinen Geschmack an Flexibilität fehlt. Wie bei so vielen Dirigenten klingt das Allegretto eher wie ein Andante und dazu noch wie ein etwas gestelztes. Die beiden Schlusssätze haben viel Energie, wirken aber rhythmisch durch übermäßiges Rubato unausgegoren. Mit dieser Interpretation hat sich Barenboim keinen Platz im Siebenten Beethoven-Himmel gesichert.
Barenboim and Ma already recorded Beethoven’s Triple Concerto in 1995 with the Berlin Philharmonic and Itzhak Perlman. With Mutter being equally good as Perlman, the added value comes from the West-Eastern Divan Orchestra with its significant and intensely sonorous playing (while the Berliners seemed to be playing in idle mode in 1995). The recording was made as live recordings of concerts in October 2019 in Berlin, on the occasion of the 20th anniversary of the West-Eastern Divan Orchestra.
In addition to the gorgeous orchestral sound, Anne-Sophie Mutter’s luminous violin tone, Ma’s sensual, exceedingly talkative cello, and a present, detailed piano that blossoms under Barenboim’s hands are three further essential elements of this recording. Their conversation is immensely stimulating, especially in the fast movements. Barenboim’s comments are strong, sometimes also very wise. Mutter mostly remains completely elegant, yet sometimes delivers spicy remarks, and while Ma’s cello is mostly singing, it also can snap provocatively. The coda of the last movement is played with such enthusiasm that one would like to shout Bravo at the end, because DG has suppressed the certainly strong applause of the audience.
The Seventh Symphony, recorded in Buenos Aires, arouses less enthusiasm. The full-sounding first movement is rather heavy and lacks flexibility. As with so many conductors, the Allegretto sounds more like an Andante and even a somewhat stilted one. The two final movements have a lot of energy, but seem rhythmically incoherent due to an excessive rubato. With this performance, Barenboim has not secured himself a place in Beethoven’s Seventh Heaven.