Das Herbstgold-Festival auf Schloss Esterhazy in Eisenstadt bot kurz vor seinem Ende ein klassisch geformtes Orchesterkonzert an, bei dem Intendant Julian Rachlin als Dirigent und Solist in Erscheinung trat. Uwe Krusch schildert für Pizzicato, was zu hören war.
Das Programm mit Ouvertüre, Solokonzert und Symphonie, hatte drei alle beim Publikum sehr beliebte Stücke vereint. Zum Auftakt war die Ouvertüre zu Le nozze di Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart zu hören. Auswendig agierend spornte Rachlin das Orchester zu einem eloquent frischen Einstieg an, bei dem das Werk ohne Fehl und Tadel serviert wurde.
Ab da gab es noch zwei Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy zu hören. Das Violinkonzert e-Moll zählt sicher beim Publikum zu den beliebtesten seiner Art, da es im scheinbar leicht verständlichen Gewand daher kommt. Rachlin hatte nun ohne Podest die Bühnenmitte als Geiger eingenommen. Er ließ es sich aber nicht nehmen, einige Male sich dirigierend zum Orchester zu wenden. Konzertmeister Zsolt-Tihamér Visontay unterstützte ebenso mit regelmäßiger und deutlicher Körpersprache den Zusammenhalt im Ensemble und zum Solisten, so dass insoweit keine Missgeschicke zu verzeichnen waren. Rachlin dankte dem Konzertmeister hier und auch am Ende besonders für seinen Einsatz.
Rachlin spielte das Solo, wie schon zuvor am Kammermusikabend, immer wieder mit aufgeblasenen Wangen, als ob er ein Blasinstrument zu beherrschen hätte. Aber solche Eigenheiten darf jeder Solist handhaben wie er mag. Für die Beurteilung seines Spiels war für ihn von Nachteil, dass das gleiche Werk in diesem Monat schon mit Anne-Sophie Mutter im nahen Wien erklungen war. So kurz danach interpretierte er das Konzert sicher ohne Fehl und Tadel. Aber er erreichte keine vergleichbare gestalterische Dichte und Variabilität. Vielmehr wirkte sein Spiel kompakter und gelichförmiger. Das Publikum, das vermutlich größtenteils diesen Vergleich nicht hatte, war begeistert.
Diesmal mit Partitur leitete Rachlin dann noch das Philharmonia Orchestra für die Sinfonie Nr. 3, die Schottische, von Mendelssohn. Auch hier gelang eine rundum geschlossene Darstellung, die auch Dank des intensiven Einsatzes des Orchesters viele schöne Momente bot. Mit war das Dirigat von Rachlin nicht immer verständlich bzw. konnte ich die Umsetzung des Gezeigten vom Orchester nicht immer klar nachvollziehen. Aber das Ensemble hatte seinen Fahrplan, der es sicher und klangvoll durch die Komposition brachte. Wie bei diesem Orchester nicht anders zu erwarten, profilierten sich alle Orchestergruppen und Solisten. Die von Schottland angehauchten Stimmungen der Symphonie kamen mit schönem Effekt zu Gehör.
Der vollbesetzte Saal applaudierte anhaltend, so dass noch die Pizzicato Polka von Johann Strauss folgte. Hier zeigte sich einmal mehr, dass die einzeln stehenden Zupfer am Anfang und im weiteren Verlauf, die nicht einem einheitlichen Tempo folgen, einer sicheren Hand bedürfen, um einheitlich gespielt zu werden. Auch bei dieser Zugabe spielte das Orchester seine Qualitäten aus und erzielte wiederum eine das Auditorium begeisternde Darstellung, so dass die Zuhörer mit guten Erinnerungen den Saal verlassen konnten.