Wie schon bei der Veröffentlichung der Symphonien Nr. 1 und 3 im Beethoven-Zyklus der Wiener Symphoniker drängt sich die Feststellung auf, dass Philippe Jordan generell in Sachen Beethoven nichts Neues zu sagen hat. Aber das was er sagt, sagt er ungemein gut, und im Detail gibt es so viel Persönliches, dass es durchaus interessant ist, sich diesen Beethoven anzuhören.
Besonders spannend finde ich in dieser Aufnahme den sehr zart und behutsam gespielten langsamen Satz aus der vierten Symphonie, sowie den schwungvoll-bewegungsreichen 3. Satz. Was die Holzbläser dem Ohr hier an feinem Plus zu bieten haben, ist allein schon ein Argument zugunsten dieser ebenso klanglich schönen wie lebendigen Aufnahme.
In der 5. Symphonie ist es der dynamisch mitreißende erste Satz, der bei allem Drive – wie einst bei Karajan – klanglich nie überakzentuiert oder ruppig klingt, im Detail aber – im Gegensatz zu Karajan – im Innenbereich der Musik noch klarer und spontaner klingt, mit beeindruckenden Leistungen der Bläser. Sehr schön ist auch das Andante con moto, mit seinem lässigen Dahinschreiten und Herumschauen. Voll mysteriös ist der dritte Satz mit dem spannend gestalteten Übergang zum Finale, das mit einem reichen, sehr farbigen Innenleben beeindruckt.
Im Spiel der Wiener Symphoniker bewundert man durchgehend die Homogenität des Klangs, die frischen Farben, die Transparenz und die allgemeine Souveränität des Musizierens, dessen Raffinement ein weiteres Atout ist. Kein Zweifel, die Wiener Symphoniker haben heute wieder ein Spitzenniveau erreicht.