Hilary Hahn sagt: « Vor 20 Jahren waren mir diese Stücke irgendwie fremd, sie schienen Geheimnisse zu enthalten, die ich niemals enträtseln würde. Jetzt denke ich, ich kann diese Sonaten in seinem Geiste spielen und mir dabei trotzdem absolut treu bleiben.“ Nun ist es, bei den Vertretern Alter Musik ebenso wie bei Eugene Ysaÿe schwierig, wirklich zu wissen, in welchem Geist und in welcher Art und Weise gespielt wurde oder werden soll. Bei Ysaÿe mag das anhand früher Aufnahmen aus der Zeit noch eher denkbar sein.
Wenn Hilary Hahn im Geiste des Komponisten spielt, dann hatte der nach dem, was sie uns zu hören gibt, eher modern klingende Gedankenwelten bei der Erschaffung im Sinn, die auch ein wenig nüchtern klingen, fast wie Etüden. Wobei mir jetzt jeder ernsthafte Musiker ins Wort fällt, dass Etüden ja gar nicht nüchtern und mechanisch klingen müssen. Und zugegeben, dass ist auch zu böse gesagt für das, wie Hahn interpretiert. Dazu ist sie eine zu gute Geigerin und zu überlegt, um sich auf diese Welt einzulassen, wenn sie nicht davon überzeugt gewesen wäre.
Hahn geht die Werke sehr intensiv an, sie nutzt einen großen dynamischen Raum. Ihr Spiel bietet auch Farben, Ecken und Kanten. Dass Hahn die notwenigen spieltechnischen Finessen mitbringt, steht außer Frage. So zeigt sie eigentlich keine Schwächen, aber auch nicht die allein überwältigende Deutung, die glücklich macht. Hahn spielt diese Sonaten ganz wunderbar. Bei ihrer Sicht fehlt mir aber ein klitzekleiner Hauch, der die Musik frei fliegen lässt und nicht nur toll gestaltet.
Bei den jüngeren Einspielungen haben Anca Casile Caraman und auch Boris Brovtsyn Einspielungen vorgelegt, die mir noch etwas mehr bieten.
Hilary Hahn says, « Twenty years ago these pieces were somehow alien to me, they seemed to contain secrets I would never unravel. Now I think I can play these sonatas in his spirit and still be absolutely true to myself. » Now, with early music representatives as well as with Eugene Ysaÿe, it is difficult to really know in what spirit and in what manner they were or should be played. With Ysaÿe, this may be more conceivable on the basis of early recordings from the period.
If she plays in the spirit of the composer, then according to what Hahn gives us to hear, he had a rather modern sound in mind, also a bit sober, almost like etudes. Whereby every serious musician now falls into my word that etudes don’t have to sound sober and mechanical at all. And admittedly, that is too badly said for the way Hahn plays. She is too good a violinist for that, and too deliberate to get involved in this world if she had not been convinced of it.
Hahn approaches the works very intensively, she uses a large dynamic space. Her playing also offers colors, corners and edges. There is no question that Hahn has the necessary technical finesse. So she doesn’t actually show any weaknesses, but neither is she really overwhelming. Technically, Hahn plays these sonatas wonderfully. In her vision, however, there is a tiny touch missing that lets the music fly freely and is not just great design.
Among the more recent recordings, Anca Casile Caraman and also Boris Brovtsyn have presented recordings that offer me something more.