Natürlich existieren mehrere Aufnahmen der Messen Anton Bruckners, doch ist das Werk als CD-Aufnahme weitaus weniger präsent als die großen Messvertonungen anderer Komponisten. Dass die Einspielungen der f-moll-Messe Nr. 3 nun von Rondeau um eine weitere ergänzt und damit ausdrücklich bereichert werden, ist der ‘Musica Sacra’ am Hohen Dom zu Mainz und ihrem Domkapellmeister Karsten Storck zu verdanken. 400 Sängerinnen und Sänger wirken hier in verschiedenen Chören, die sich für diese Aufnahme größtenteils zu einem vokalen Klangkörper vereinen, der einen mit seiner Fulminanz unmittelbar packt und tief in das Klangmeer der dritten Bruckner-Messe hineinzieht.
Dass hier tatsächlich vokale Laien am Werk sind, erscheint mehr als unwirklich, denn das beseelte Musizieren des Ordinariums durch die prächtig besetzten Chorregister und das Mainzer Domorchester besteht den Vergleich mit Profis mehr als mühelos. Gepflegte Intonation und Diktion sind in der gefühlt unendlich nachhallenden Akustik des Mainzer Doms dabei überraschend gut durchhörbar. Hier entstand ein in der Tat bemerkenswerter Livemitschnitt und auch die überzeugenden Solisten bilden mit ihren Partien das Konzert-Erlebnis trefflich ab.
Karsten Storck gelang hier eine musikalische Deutung jenseits aller tonalen Kraftmeierei. Im Gegenteil: In den Pianopassagen erklingt selbst der üppig besetzte Chor kammermusikalisch. Und dann baut das Orchester (wie im Et resurrexit) wiederum phänomenale Klangkulissen auf, vor denen die Stimmen im Forte berauschend glänzen dürfen. Hier wird Musik zur Verkündigung, die sinfonische Messe zum sphärischen Erlebnis: Das Sanctus ist erhebendes Bekenntnis, das Agnus Dei zuversichtliches Versprechen. Besser kann man diese Messe nicht musizieren.