CDs könnte man auch mit Ansichtskarten vergleichen. Da ist die Vorderseite, die entweder ein Foto einer Region oder eines Gebäudes etwa zeigt oder in etliche kleine Schnappschüsse unterteilt ist, die die verschiedenen Aspekte der besuchten Gegend vermitteln. Je nach Geschmack des Absenders oder des Empfängers kann man sich auf eines konzentrieren oder an mehreren Kostproben erfreuen. Und das andere ist die Rückseite, die entweder einen Standardtext über Wetter, Hotel und Essen bietet oder mehr oder weniger humorige Zeilen mit Zwischennoten. Und dann gibt es die Ansichtskarten, die nicht das schöne Heutige zeigen, sondern historische Motive aufweisen.
Was hat das mit dieser Scheibe zu tun? Ganz viel. Denn hier handelt es sich um mehrere Aufnahmen fünf kürzerer Werke von vier Komponisten unterschiedlicher Provenienz. Wer also lieber einen großformatigen Blick hat, wird hier enttäuscht. Aber auch derjenige, der die Vielfalt der kleinen Beiträge liebt, wird nicht ganz froh werden. Denn über alle Aufnahmen hat die Linse, pardon das Mikrophon, das Filter fülliger, vibratoreicher Farbgebung gestülpt. So wirken alle Werke irgendwie gleich. Das mag bei Rachmaninov sogar angebracht sein und würde da auch gar nicht stören. Aber besonders bei Piazzolla fehlt jegliches Eingehen auf argentinisches Kolorit im Allgemeinen und die Tangonote im Besonderen. Da wird auch nichts wettgemacht durch den ansonsten technisch makellosen Vortrag.