Legendary Conductors; Karl Böhm - Schubert: Symphonie Nr. 2; Strauss: Ein Heldenleben op. 40; Wolfgang Sawallisch - Bruckner: Symphonie Nr. 5; Carlos Kleiber - Beethoven: Symphonie Nr. 4; Dimitri Mitropoulos - Prokofiev: Symphonie Nr. 5; Hans Knappertsbusch- Beethoven: Symphonie Nr. 3; Coriolan-Ouvertüre op. 62; Otto Klemperer - Brahms: Symphonie Nr. 3; Beethoven: Symphonie Nr. 7 + Ferenc Fricsay - Tschaikowsky: Symphonie Nr. 6; Herbert von Karajan - Beethoven: Symphonie Nr. 9; Sergiu Celibidache - Liszt: Les Préludes; Brahms: Symphonie Nr. 1; John Barbirolli - Brahms: Symphonie Nr. 2; Vaughan-Williams: Symphonie Nr. 6; Wilhelm Furtwängler - Bruckner: Symphonie Nr. 4; Lisa della Casa, Hilde Rössel-Majdan, Waldemar Kmentt, Otto Edelmann, Wiener Singverein, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Bayerisches Staatsorchester, Wiener Philharmoniker, Wiener Symphoniker; 10 CDs Orfeo C200011; Aufnahmen 1951-1991, Veröffentlichung 05/2020 (675') -Rezension von Remy Franck
Schuberts Zweite Symphonie ist das erste Werk dieser Kollektion. Unter Karl Böhms Leitung und mit dem sonor und farbig aufspielenden Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks kommt eine entspannt-traditionelle, insgesamt sehr solide Aufführung zustande, die 1973 in München live eingespielt wurde. Aus demselben Konzert stammt eine spannende und warmherzige Aufführung von Ein Heldenleben. Auch ohne neue Aspekte aufzudecken zwingt uns Böhm, zuzuhören und das orchestrale Geschehen zu verfolgen.
Die zweite CD enthält eine packende Aufführung von Anton Bruckners Fünfter Symphonie mit dem Bayerischen Staatsorchester, in zwei Etappen, 1990 und 1991 aufgenommen. Sawallisch gelingt es, die Musik in einer Mischung von Mysterium, verdrängten Gefühlen und dem, was Decsey ‘Bruckners Begeisterungsnatur’ nennt, eine eindringliche Wirkung zu verleihen. Weitere Merkmale sind das überaus transparente und reiche Innenleben des Orchesters und das bei durchaus nicht schnellen Tempi stetig vorwärtsdrängende Dirigieren von Sawallisch, das die Symphonie organisch wachsen lässt.
Das ergibt ein aufregend spannendes Musizieren, in das sich der Hörer bedingungslos versenken kann, dies umso mehr als die geschmeidige Darbietung des Staatsorchesters keinerlei Wünsche offen lässt.
CD Nr. 3 enthält eine detailreiche und exzellent dirigierte Vierte von Beethoven unter Carlos Kleiber sowie eine aufgewühlte Fünfte von Prokofiev, 1954 unter Dimitri Mitropoulos noch in Mono aufgenommen.
Die vierte CD zeigt Knappertsbusch als Beethoven-Dirigent. Die Coriolan-Ouvertüre ist dramatisch und klingt mächtig. Die Eroica mit den Wiener Philharmonikern hat nur leicht andere Tempi als die Aufnahmen aus Bremen und Berlin. Wir haben es also auch hier mit einer generell sehr langsam dirigierten Eroica zu tun. Doch langweilig wird die Musik in keinem Moment. Die Intensität des Musizierens, die Spontaneität der Akzente und vor allem die gefühlvolle Wärme geben der Musik in den ersten beiden Sätzen eine elegische Grundstimmung. Das von den Hörnern dominierte Trio im relax dirigierten Scherzo muss man gehört haben. Und das Finale ist eine Rubatofahrt, die ein ganz außergewöhnliches Erlebnis garantiert.
Otto Klemperer dirigierte 1956 mit den Wiener Symphonikern eine Dritte Brahms, die sehr hell und leicht, zugleich auch sehr lyrisch musiziert wird. Leider wird das alles durch den nach hinten sehr dumpfen Klang der Monoaufnahme beeinträchtigt. Das gilt auch für eine ebenfalls sehr schöne Wiedergabe von Beethovens 7. Symphonie, in der vor allem ein zum Atemanhalten bewegendes Allegretto memorabel ist.
Glücklicherweise ist die Aufnahmequalität der Pathétique mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Ferenc Fricsay besser. Die Mono-Aufnahme von 1960 ist ungemein spontan, mit oft in den Bauch gehendem Rubato und Dynamikveränderungen, die einen den Atem anhalten lassen. Dass das Adagio lamentoso bei Fricsay besonders bewegend sein würde, war anzunehmen. Puristen werden dem Dirigenten den übermäßigen Gebrauch von Rubato vorwerden, aber nur wer sich gegen Gefühle in der Musik wehrt, wird von diesem Adagio nicht total ergriffen sein.
Im Sommer 1955 dirigierte Herbert von Karajan Beethovens Neunte für die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien in einer Aufführung, die sehr charakteristische Merkmale trägt: Sie wird eingeleitet von einem vehement dramatisch gestalteten ersten Satz, danach kommt der wohl leichteste, beschwingteste und quirligste zweite Satz, den ich je gehört zu haben glaube. Den dritten Satz differenziert Karajan stark zwischen dem sehr langsamen Anfangs-Adagio und dem darauf folgenden Andante moderato. Großartige Steigerungen werden im Finale erzielt. Trotz dieser auffallenden Merkmale bekommt der Zuhörer letztlich den Eindruck größter Geschlossenheit. Im Solistenquartett hat Otto Edelmann einige Ausrutscher, Waldemar Kmentt, Hilde Rössel-Majdan und vor allem Lisa della Casa warten aber mit guten Leistungen auf.
Von Sergiu Celibidache gibt es eine 1987 eingespielte Erste Brahms-Symphonie mit den Münchner Philharmonikern, die über 51 Minuten dauert. Die, die er 1952 mit den Wiener Symphonikern aufführte, dauert nur knapp über 46 Minuten, also weniger als die Stuttgarter Aufnahme von 1976 (47’25). Und wenn alle Aufnahmen, sogar die mit dem Orchester der RAI, attraktiv sind, so ist dieser 1952er Brahms besonders interessant. Er beginnt mit einem fulminanten, vorwärtsdrängenden ersten Satz, an den sich ein nachdenkliches, schön ausgesungenes Andante anschließt. Impulsiv und zum Teil vehement erklingt das Finale. Da sind wir weit entfernt von absoluter Musik, denn Celibidache inszeniert ein richtiges Drama. Charakteristisch dafür ist die bedrohlich grollende Überleitung zur Coda. Die Celi-CD beginnt mit einer ebenfalls sehr kraftvollen und dramatischen, fein nuancierten Deutung von Liszts Les Préludes.
John Barbirolli dirigiert auf CD Nr. 9 eine sehr reflektive und leicht wehmütige Zweite Brahms mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, aber das Highlight ist gewiss die Sechste Symphonie von Ralph Vaughan Williams, die in einer überragenden Deutung zu hören ist.
Die letzte Aufnahme dieser Kollektion ist Bruckners Vierte, die Romantische, mit den Wiener Philharmonikern unter Wilhelm Furtwängler. Der Klang der Aufzeichnung aus dem Kongresssaal des Deutschen Museums in München ist nicht besonders gut, aber diese Furtwängler-Aufnahme ist eine der lebendigsten und spontansten, die der Dirigent von dieser Symphonie hinterlassen hat. Sie ist also ein würdiger und bereichernder Abschluss dieser Sammlung.
Schubert’s Second Symphony is the first work in this collection. Under Karl Böhm’s direction and with the sonorous and colourful Symphony Orchestra of the Bavarian Radio, a relaxed, traditional and overall very solid performance is achieved.It was recorded live in Munich in 1973. From the same concert comes an exciting and warm performance of Ein Heldenleben. Even without revealing new aspects, Böhm forces us to listen and follow what’s happening in the orchestra.
The second CD contains a gripping performance of Anton Bruckner’s Fifth Symphony with the Bavarian State Orchestra, recorded in two stages in 1990 and 1991. Sawallisch succeeds in shaping the music in a mixture of mystery, repressed emotions and what Decsey calls ‘Bruckner’s enthusiasm’. Other characteristics are the orchestra’s extremely transparent and rich inner life and Sawallisch’s conducting, which is constantly pushing forward at a tempo that is by no means fast, allowing the symphony to grow organically.
This results in an exciting music-making into which the listener can immerse himself unconditionally, all the more so as the smooth orchestral performance leaves nothing to be desired.
CD No. 3 contains an excellent performance of Beethoven’s Fourth under Carlos Kleiber as well as an agitated version of Prokofiev’s Fifth, recorded in mono in 1954 under Dimitri Mitropoulos.
The fourth CD features Knappertsbusch as Beethoven conductor. The Coriolan Overture is dramatic and powerful. The Eroica with the Vienna Philharmonic has only slightly different tempos than the recordings from Bremen and Berlin. So here too we are dealing with an Eroica that is generally very slow. But the music never gets boring. The intensity of the music-making, the spontaneity of the accents and above all the soulful warmth give the music an elegiac mood in the first two movements. The Trio in the relaxed Scherzo is a special treat, while the finale is a rubato ride that guarantees a very extraordinary experience.
Otto Klemperer conducted a Third Brahms with the Vienna Symphony Orchestra in 1956, which is very bright and light, but at the same time very lyrical. Unfortunately, all this is impaired by the muffled sound of the mono recording. This also applies to an equally beautiful account of Beethoven’s 7th Symphony, in which above all a moving Allegretto is memorable.
Fortunately, the recording quality of the Pathétique with the Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks under Ferenc Fricsay is better. The performance is immensely spontaneous, with a rubato and dynamic changes that make you hold your breath. That the Adagio lamentoso with Fricsay would be particularly moving was to be assumed. Purists will accuse the conductor of excessive use of rubato, but only those who resist feelings in music will not be totally moved by this Adagio.
In the summer of 1955, Herbert von Karajan conducted Beethoven’s Ninth for the Gesellschaft der Musikfreunde in Vienna in a performance that bears very characteristic features: it is introduced by a vehemently dramatic first movement, followed by what is probably the lightest, liveliest and most playful second movement I think I have ever heard. Karajan differentiates the third movement strongly between the very slow opening Adagio and the following Andante moderato. Great crescendos are achieved in the finale. Despite these striking features, the listener ultimately gets the impression of the greatest unity. In the solo quartet Otto Edelmann has a few slips, but Waldemar Kmentt, Hilde Rössel-Majdan and especially Lisa della Casa come up with good performances.
Sergiu Celibidache recorded a First Brahms Symphony with the Munich Philharmonic Orchestra in 1987, which lasts over 51 minutes. The one he performed in 1952 with the Vienna Symphony Orchestra lasts just over 46 minutes, less than the Stuttgart recording of 1976 (47’25). And if all recordings, even those with the RAI Orchestra, are attractive, this 1952 Brahms is particularly interesting. It begins with a brilliant, forward-pushing first movement, followed by a thoughtful, lyrical Andante. The finale is impulsive and at times vehement. Here we are far away from absolute music, because Celibidache stages a real drama. The Celi CD begins with an equally powerful and dramatic, finely nuanced interpretation of Liszt’s Les Préludes.
John Barbirolli conducts a very reflective and slightly melancholy Second Brahms with the Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks on CD No. 9, but the highlight is certainly the Sixth Symphony by Ralph Vaughan Williams, which can be heard in an outstanding interpretation.
The last recording in this collection is Bruckner’s Fourth, the Romantic with the Vienna Philharmonic under Wilhelm Furtwängler. The sound of the recording from the Congress Hall of the Deutsches Museum in Munich is not particularly good, but this Furtwängler recording is one of the most lively and spontaneous that the conductor has left of this symphony. It is therefore a worthy and enriching conclusion to this collection.