Die DDR stand dieser Aufnahme schon bei, allerdings im schlechten Sinn. Die erste CD beinhaltet die Premiere der Aufführungsserie der Oper ‘Daphne’ aus dem Jahre 1950 an der Dresdner Staatsoper. Es war gleichzeitig eine ‘In Memoriam’-Veranstaltung für den ein Jahr zuvor verstorbenen Richard Strauss. Die Aufnahme zeigt zwar noch das Ensemble der Dresdner Oper auf der Höhe seines Rufs, denn die durch das Staatsmobbing hervorgerufene Flucht vieler Ensemblemitglieder in den Westen erfolgte erst anschließend, aber als Tonmeister wirkte schon ein Apparatschik, der musikalisch mit Unverstand glänzte, was Übersteuerungen oder diffus klingende Aufnahmen, insbesondere des Geschehens auf der Bühne, zur Folge hatte.
Dass die Aufnahme nunmehr in der Reihe ‘Semperoper Dresden’ doch vorgelegt wird, geschieht unter dem Aspekt, diesen Abschluss der großen Zeit öffentlich machen zu können. Und sie war erst nach intensivem und ausgefuchstem technischem Eingriff würdig, auf CD gepresst zu werden. Dass dennoch nicht alle Fehler ausgeglichen werden konnten, sollte Interessierte nicht abschrecken. Wer nur an der Oper an und für sich interessiert ist, sollte anderswo suchen. Wen auch die Semperoper und das zeithistorische Dokument begeistern, muss sich diese Aufnahme gönnen.
Die Oper dreht sich um Daphne, die auf einem Fest von ihrem Jugendfreund Leukippos, verkleidet als Mädchen, und dem als Schäfer verkleideten Apollo in Liebeleidenschaft bedrängt wird. Als die Verkleidungen offen gelegt werden, fühlt sich Daphne doppelt betrogen und fordert die Wahrheit. Nachdem Apollo den Leukippos mit einem Pfeil getötet hat, erkennt er, dass er Daphnes Liebe nur in Erfüllung ihres Sehnens gewinnen kann, indem Zeus sie in einem Baum verwandelt, aus dem ihre Stimme als Zeichen unsterblicher Liebe tönt.
Dieser von großer Intensität geprägte Mitschnitt lebt auch heute noch erkennbar von der Spannung der Situation. Trotz leichter Indisponiertheit des Apollo von Helmut Schindler überzeugt das Ensemble und ist in weiten Teilen auch trotz der aufnahmetechnischen Einschränkungen genussvoll zu hören. Das Orchester ist bei der Aufnahme deutlich besser positioniert, so dass dieses in ausgezeichneter zeitgenössischer Qualität hörbar wird. Rudolf Kempe, der neue Chef nach dem Krieg, hat eine sichere Hand für die Musik des Hausgottes von Dresden.
Die zweite CD beinhaltet u.a. Auszüge aus Daphne von 1938, also aus der Uraufführungszeit, mit Karl Böhm als Dirigent mitgeliefert, die einen Vergleich erlauben.
Das dicke informative Beiheft, das allerdings nicht das Libretto zeigt, informiert über die Zeitgeschehnisse und gibt Hinweise zur Aufbereitung. Kleinere technische Nachlässigkeiten wie die falsche Angabe zu den Laufzeiten der Scheiben auf der Hülle und kleinere orthografische Nachlässigkeiten passen sich der ursprünglichen Aufnahme an.