Die hier eingespielten Violinsonaten des ukrainischen Komponisten Valentin Bibik (1940-2005) sind durchaus hörens- und entdeckungswert. Komponiert zwischen 1975 und 1998 begeistern sie durch ihren eigenwilligen Stil, der trotz aller Modernität nie unverständlich ist. Im Gegenteil, die Musik ist so toll komponiert, dass sie die Interpreten und auch den Hörer recht schnell in ihren Bann zieht.
Es ist schon atemberaubend, mit welcher Intensität Annabelle Berthomé-Reynolds und Luka Okros das erste Werk der CD, die Sonate Nr. 3 angehen. Die Musik ist zerrissen und deckt von tiefer Melancholie über Wut bis hin zur Hoffnung alle menschlichen Emotionen in einer recht kondensierten Form ab. Die beiden hochexpressiven Interpreten aber schaffen es oft nicht, sich zurückzunehmen, wie beispielsweise im Sostenuto der 1. Sonate oder im Larghetto der 2. Sonate, wo man sich mehr Intimität und Reflexion gewünscht hätte. Das mag aber auch an dem sehr direkten und harten Klangbild liegen, das den schönen und ruhigen Passagen nicht so richtig gerecht wird, den scharfen und schnellen Teilen mit ihrer ausufernden Expressivität dagegen sehr entgegenkommt.
The violin sonatas by the Ukrainian composer Valentin Bibik (1940-2005) recorded here are well worth hearing and discovering. Composed between 1975 and 1998, they inspire with their idiosyncratic style, which despite all modernity is never incomprehensible. On the contrary, the music is so wonderfully composed that it quickly casts a spell over the performers as well as the listener.
The intensity with which Annabelle Berthomé-Reynolds and Luka Okros approach the first work on the CD, Sonata No. 3, is quite breathtaking. The music is disjointed, covering all human emotions from deep melancholy to anger to hope in a fairly condensed form. The two highly expressive performers, however, often fail to pull back, such as in the Sostenuto of the 1st Sonata or the Larghetto of the 2nd Sonata, where one would have wished for more intimacy and reflection. But this may also be due to the very direct and hard sound image, which does not really do justice to the beautiful and quiet passages, but very much suits the sharp and fast parts with their sprawling expressiveness.