Klaus Tennstedt hat im Konzert immer einen stärkeren Eindruck gemacht als im Studio. Daher sind diese Live-Aufnahmen auch zu seinen besten Mahler-Interpretationen zu rechnen.
Die Fünfte Symphonie dirigiert Tennstedt ungemein spontan, rhetorisch und mit größter Intensität. Die Spannung lässt nie nach, die Musik fließt von der ersten bis zur letzten Minute. Das ist leidenschaftliches Musizieren ohne Exzesse.
Die beiden ersten Sätze sind voller geballter Kraft und knisternder Spannung, keine Totenmusik, sondern eine Art sonore Vision der Apokalypse, verbunden mit drohend-dunklen Farben und mahnenden Trompetenrufen. Die Musik ist wuchtig und aufgewühlt. Das Scherzo klingt nicht ganz so sorglos wie bei andern Dirigenten, und im Adagietto hütet sich Tennstedt vor Seligkeit.
Im letzten Satz sind für Tennstedt gewiss nicht alle Probleme abgeschüttelt, aber es kommt doch auch echte Heiterkeit auf.
Die zwingende Geschlossenheit dieser Aufführung und die Tatsache, dass der Dirigent wirklich vom ersten bis zum letzten Takt etwas zu sagen, etwas mitzuteilen hat, sind die Hauptmerkmale dieses herausragenden Dirigats.
Eine hinreißende, streckenweise atemberaubende Interpretation, die man wärmstens empfehlen muss.
Mit ihrer kernigen Stimme hinterlässt Brigitte Fassbaender in der Liveaufnahme der ‘Kindertotenlieder’ einen tiefen und nachhaltigen Eindruck. Tennstedt hält sich hier etwas zurück, um den desillusionierten und hoffnungslosen Gesang voll zur Geltung kommen zu lassen.
Klaus Tennstedt’s passionate and spontaneous Fifth Mahler is breath-taking, and Brigitte Fassbaender’s Kindertotenlieder are finely sung, with much of a sincere, even desperate emotion.