Der 1961 geborene französische Pianist Denis Pascal, der in seinem Heimatland von Pierre Sancan, Jacques Rouvier und Leon Fleisher sowie von György Sebök in Bloomington ausgebildet wurde und heute selber als ein erfahrener Klavierlehrer gilt, ist vor allem in Frankreich bekannt. Für mich ist diese CD ein erster Kontakt mit ihm, ich habe ihn zuvor weder live noch in einer Aufnahme gehört. Und er hat mich auf Anhieb mit seinem Schubert nicht wenig überrascht!
Gleich in Schuberst letzter Sonate, D. 960, fesselt er den Zuhörer mit einem sehr persönlichen Interpretieren. So ein Spiel kann nur aus der Vertiefung in die Materie sowohl beim Vorbereiten als auch beim Konzertieren kommen. Immer wieder erstaunt er mit sehr eigenwilligem Phrasieren, einem äußerst rhetorischen Rubato und einem manchmal ungewohnten Akzentuieren. Wäre da nicht seine große Sensibilität, man könnte das Interpretieren für recherchiert halten, aber das ist hier gewiss nicht der Fall. Weder im langen Molto moderato, das hier geheimnisvoller denn je wirkt, noch im atemberaubend, weil ziellos gestalteten Andante sostenuto und dem genauso unentschlossenen, fast populistischen Scherzo. Auch dem zwischen Tragik und Ulk pendelnden Finalsatz bleibt Pascal nichts schuldig.
Das Allegro giusto der 16. Sonate D. 784 bekommt bei dem französischen Pianisten einen gespenstischen Charakter, und das Andante bereitet wirkungsvoll das Finale vor, das mit seinem verspielten Unterton und seinem verzweifelten Aufbrausen nirgendwo Ruhe findet…