Isoliert betrachtet ist diese in der Suntory Hall in Tokio entstandene Gesamtaufnahme der Beethoven-Symphonien unter Mariss Jansons eine hochkarätige Produktion. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielt, wie erwartet, auf sehr, sehr hohem Niveau, Jansons dirigiert meist zügig und mit Elan, in den leichteren Symphonien beschwingt und in den anderen mit dramatischem Impetus. Er setzt manchmal kräftige, effektvolle Akzente, die einen Eindruck von Spontaneität vermitteln, aber im Grossen und Ganzen wirkt dieser Beethoven sehr gut vorbereitet, hochglanzpoliert, interpretatorisch im Mainstream. In anderen Worten: neue Aspekte hat Jansons keine anzubieten, der einzige Aha-Effekt erfolgt, wenn man von Stereo auf Surround umschaltet: das ist doch ein enormer Gewinn!
Im Vergleich mit anderen Gesamtaufnahmen hat es Jansons nicht leicht. Gegen das handfeste Konzept und die gute Kameraarbeit der Karajan-Filme kommt er genau so wenig an wie gegen die Einfallskraft eines Paavo Järvi. Auch Abbado ist eine starke Konkurrenz, Thielemann weniger. Und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser so oft hoch gelobte Mariss Jansons doch keine wirklich starke musikalische Persönlichkeit ist und sicherlich auch überbewertet, selbst wenn ihm hin und wieder großartige Interpretationen gelingen.
No doubt, Janson’s Beethoven Symphonies are technically performed on a very high level. Once more the Bavarian Orchestra musicians prove their outstanding competence. Nevertheless Jansons has no new ideas, and if the music is pleasant, it is never awe-inspiring.