Mit dem dritten Teil der gemeinsamen Einspielung der Solowerke für Violine von Johann Sebastian Bach und Eugene Ysaÿe durch Antje Weithaas findet diese CD-Reihe nun ihren Ausklang. Die Erste Partita und die Dritte Sonate rahmen die Vierte und die Sechste Sonate von Ysaÿe. Diese komplette Gegenüberstellung dieser beiden Gruppen herausragender Violinsolowerke hat bisher keine Vorbilder. Insofern ist diese Anthologie eine sehr begrüßenswerte Premiere.
Die geigerische Überlegenheit von Antje Weithaas, die sie als Solisten oder auch in der Kammermusik – wie im Arcando Quartett – immer wieder beweist, zahlt sich auch hier aus. Sie stellt die Strukturen der Werke genau und vollendet ausgeformt dar. Dieses ist aber nur die Grundlage, auf der sie ihre mit tiefer Empfindung geformte Musikalität in klingende Botschaften übersetzt.
Bach geht die Musikerin rein kammermusikalisch an und zeichnet ihn mit einem hellen und leichten Gestus, der von der Rezeptionsgeschichte unbelastet scheint. Ysaÿe, dessen Musik der spätromantischen Zeit entstammt, gestaltet sie dagegen auch mit orchestral anmutendem großem Klang.
Bachs Erste Partita ist im Stil einer französischen Suite angelegt, die vier Tanzsätze und jeweils dazu ein Double vereint. Weithaas nimmt diese Angabe des Double wörtlich, da sie nur so die Spannung gewahrt sieht. Beim Folgesatz Corrente führt das zu einem beinahe wahnwitzigen Tempo, bei dem jeder Geiger an seine Grenzen gehen muss. Fraglich ist, ob diese Schnelligkeit nicht zu Lasten des Ausdrucks geht und zu einer eher monotonen Darstellung geführt hat.