Ob Russland zumindest in seinem westlichen Teil ein europäisches Land ist, diese Überlegung wird zumindest heute niemand ernsthaft stellen. Jedoch war der russische Adel im 18. und 19. Jahrhundert eindeutig nach Europa ausgerichtet. Als eines der augenfälligen Beispiele kann dafür die Eremitage in St. Petersburg gelten, in der über 80.000 Werke bildender Kunst versammelt sind, von denen der Besucher nur einen klitzekleinen Teil sehen kann und trotzdem von der Menge erschlagen wird.Auch die Zahl und Qualität der Gemälde aus Westeuropa der unbezahlbaren Ex- und Impressionisten ist frappant.
Darüber vergisst man leicht, dass in den Zeiten des Adels die Eremitage auch Schauplatz großer Festlichkeiten und der dazugehörigen Musikdarbietungen war. Insbesondere Katharina der Großen gelang es, berühmte Künstler, vor allem aus Italien, an den Hof zu holen. Dazu gehören Galuppi, Giordani, Paisiello sowie der aus Nürnberg stammende Titz.
Das in Basel beheimatete Ensemble ‘La Cetra Consort’ hat aus dieser Riege von Künstlern ein sehr einnehmendes Programm italienischer Rokokomusik zusammengestellt, das es auf dieser Aufnahme präsentiert.
Aus dieser Zeit ergeben sich für die Musik zwei Bezugspunkte zur Sprache, ohne dass Worte erklingen. Zum einen wurden neben der Instrumentalmusik auch Opern komponiert, aus denen beliebte Arien in Instrumentalkompositionen genutzt wurden, um den Zuhörern Gelegenheit zu geben, diese Stücke auch ohne Gesangsstimme zu erleben. Zum anderen wurden zu Übungszwecken Texte der Instrumentalmusik beigegeben, so dass man den Duktus und Tonfall an der Sprachmelodie erkennen und daran die instrumentale Darstellung gestalten konnte.
Während von Anton Titz zu dieser Sammlung sein zweisätziges Streichquartett gewählt wurde, sind alle anderen Werke Quartette oder Konzerte mit Traversflöte.
Das Ensemble ‘La Cetra Consort’ ist als Spezialformation des gleichnamigen Barockorchesters in Basel entstanden, um kleinere Besetzungen angemessen spielen zu können. Das Ensemble hat für diese Kollektion einen leichten fließenden Stil gefunden, der der unterhaltsamen Musik den ihr eigenen beschwingten Charme auffliegen lässt. Die Flötistin Claire Genewein, die sowohl Querflöte als auch Alte Musik studierte, gibt den Solopartien die belebende Gestaltung, die die Strukturen zeichnet und gleichzeitig den Hörer mitnimmt in diese glanzvolle höfische Welt.