Neben einer Handvoll guter Aufnahmen galt Rafael Kubeliks Einspielung von Webers Oper Oberon als die Referenz. Weder Keilberth, noch Gardiner oder Conlon gelang es, dieses heikle Werk in die richtige Balance zu bringen. Meist haperte es an den Stimmen, die dieses typisch romantische Weber-Bild einfach nicht wiedergeben wollten. Und wenn man ehrlich ist, wurde auch bei Kubelik mit Birgit Nilsson, Placido Domingo und Hermann Prey falsch, wenn auch hochkarätig besetzt. Wie wundervoll diese vom Publikum ungeliebte Oper doch klingen kann, das wird uns jetzt erst mit dieser Neueinspielung aus Giessen offenbart.
Der Hörer erlebt das Werk in hervorragender und sehr räumlicher Klangqualität. Hofstetter lässt die Oper auf historischen Instrumenten spielen – Naturhörner, Naturtrompeten, eng mensurierte Posaunen und Flöten aus Holz statt aus Metall – und erreicht damit eine wunderschöne Farbpalette und genau den romantischen Klang, die Webers Musik auszeichnen und eigentlich auch verlangen. Dazu dirigiert Hofstetter gekonnt klar und transparent und verzichtet auf schweren Pathos. Anstelle einer hochdramatischen Rezia oder eines heldentenoralen Hüon setzt Hofstetter auf junge, leichte und lyrische Stimmen. Und die passen wiederum hervorragend zu diesem schwebenden, naturhaften Klang des exzellent aufspielenden Philharmonischen Orchester Giessen.
Mit Dorothea Maria Marx als Rezia und Mirko Roschkowski als Hüon finden wir endlich die Idealbesetzungen dieser beiden Rollen. Überragend auch Clemens Kerschbaumer als Oberon, Marie Seidler als Fatima, Grga Peros als Scherasmin, Dmitry Egorov als Puck und Roman Kurtz als Erzähler. Die Aufnahmetechnik ist mustergültig und bietet pures Hörvergnügen. Kein Zweifel, diese Produktion ist eine ideale Oberon-Aufnahme.