Am 1. April 1917 kam in Bukarest der Pianist Dinu Lipatti zur Welt. Sein Taufpate war der Komponist George Enescu. Klavier hat er bei Alfred Cortot, Yvonne Lefébure und Arthur Schnabel studiert, Komposition bei Paul Dukas, Nadia Boulanger und Igor Stravinsky, Orchesterdirigieren bei Charles Münch. Lipatti starb 1950 mit 33 Jahren an einem Hodgkin-Lymphom. Sieben Jahre hat er daran gelitten und wurde immer mehr von der Krankheit gezeichnet. Viele Musiker, mit denen er zusammenarbeitete, sagten, in Lipattis Interpretationen der letzten fünf Jahre die Tragik seines Todes herausgehört zu haben.
Karajan bewunderte Lipattis « göttliches Klavierspiel », Frank Martin die « Aura des Entrückten », Francis Poulenc bezeichnete ihn als « Künstler von göttlicher Geistigkeit ». Aus allen diesen Bezeichnungen hat sich eine Art Ehrfurcht gebildet, mit der noch Jahre nach seinem Tod seine Schallplatten aufgenommen wurden. Doch vieles hatte er, als es dem Ende entgegenging, aus seinem Repertoire genommen, weil er die Kraft nicht mehr hatte, gewisse Werke zu spielen. So gibt es denn auch nicht sehr viele Aufnahmen mit ihm. Profil bringt sie auf 12 CDs unter, mit Vorkriegsaufnahmen, Kriegsaufnahmen, Nachkriegsaufnahmen, Aufnahmen aus seinem Todesjahr und dem legendären Konzert von Besançon, das vom französischen Rundfunk mitgeschnitten wurde und als einer der berühmtesten Konzertmitschnitte aller Zeiten gilt.
Unter den Studioaufnahmen sind gleichfalls legendär die Chopin-Walzer, deren raffinierte Emotionalität genau so unnachahmlich ist wie die Differenzierung der einzelnen Stücke.
Mit Karajan nahm Lipatti Schumanns Klavierkonzert und das Klavierkonzert Nr. 21 von W.A. Mozart. Es sind künstlerisch absolut herausragende Einspielungen. Das in Zürich mit dem Tonhalleorchester unter Otto Ackermann eingespielte Erste Chopin-Konzert ist ebenfalls von jener Aura des Todes gezeichnet und ungemein ergreifend. Lipatti spielt ungemein klangschön, gleichzeitig sehr charaktervoll und mit der ihn immer auszeichnenden artikulatorischen Klarheit.
Die Aufnahmen verheimlichen natürlich ihr Alter nicht, und das Remastering übertüncht Kratzgeräusche der alten Platten nur in geringem Ausmaß, um das Klangbild nicht matt werden zu lassen.
Eine willkommene Hommage an Dinu Lipatti und als solche wärmstens zu empfehlen.
For Dinu Lipatti’s 100th birthday, Profil has assembled a 12 CD-box with his recordings. Given the outstanding interpretative quality, the listener will accept the mostly poor technical quality of the recordings.
Pre-War Recordings 1936-1938 – Bach: Partita BWV 825 (Allemande); Bach / Busoni: Toccata C-Dur (Improvisation Dinu Lipatti); Enescu: Klaviersonate Nr. 1 op. 24 (Presto vivace); Brahms: Intermezzi op. 117 Nr. 2 & op. 118 Nr. 6; Walzer-Suite aus op. 39 für Klavier 4-händig; Liebeslieder-Walzer op. 52 für 4 Stimmen & Klavier 4-händig
War-Recordings I 1941-1943 – Bach / Hess: Choral BWV 147; Scarlatti: Klaviersonate K. 387; Brahms: Intermezzi op. 116 Nr. 2 & op. 117 Nr. 1; Schumann: Symphonische Etüde op. 13 Nr. 9; Chopin: Etüde Nr. 5; Liszt: Gnomenreigen; Lipatti: Concertino en style classique op. 3 für Klavier & Kammerorchester; Sonatine für Klavier linke Hand – War-Recordings II 1943 – Enescu: Klaviersonate Nr. 3; Violinsonaten Nr. 2 & 3; Klaviersuite Nr. 2 (Bourree)
Post War-Recordings 1945-1948 – Lipatti: Concertino en style classique op. 3 für Klavier & Kammerorchester; 3 Rumänische Tänze für Klavier & Orchester; Liszt: Klavierkonzert Nr. 1; Grieg: Klavierkonzert op. 16; Bach / Busoni: Klavierkonzert BWV 1052; Bartok: Klavierkonzert Nr. 3; Schumann: Klavierkonzert op. 54; Chopin: Klaviersonate Nr. 3; Nocturne Nr. 8; Walzer Nr. 2; Barcarolle op. 60; Scarlatti: Klaviersonaten K. 380 & 413; Liszt: Petrarca-Sonett Nr. 104; La Leggierezza; Ravel: Alborada del Gracioso; Faure: Après un rêve; Ravel: Vocalise-Etude en forme de Habanéra; Rimsky-Korssakoff: Hummelflug für Cello & Klavier
Last Year of Dinu Lipatti 1950 – Chopin: Klavierkonzert Nr. 1; Nocturne Nr. 8; Etüden Nr. 5 & 17; Walzer Nr. 1-14; Mazurka Nr. 32; Mozart: Klavierkonzert Nr. 21; Klaviersonate Nr. 8; Schumann: Klavierkonzert op. 54; Bach: Partita BWV 825Bach / Kempff: Siciliano BWV 1031; Bach / Busoni: Choräle « Nun komm, der Heiden Heiland » & « Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ »; Bach / Hess: Choral BWV 147 « Jesus bleibet meine Freude »
Last Recital « Besancon International Music Festival 1950 » – Bach: Partita BWV 825; Mozart: Klaviersonate Nr. 8; Chopin: Walzer Nr. 1, 3-14; Schubert: Impromptus D. 899 Nr. 2 & 3 +Bach / Hess: Choral BWV 147 « Jesus bleibet meine Freude » (Studioaufnahme 1947)