Romantisch, virtuos, phantasievoll nennen der Geiger Aleksey Semenenko und die Pianistin Inna Firsova ihr jetzt vorgelegtes Album. Man hätte das noch mit ‘folkloristisch’ ergänzen können, denn insbesondere im langsamen Mittelsatz der den Reigen eröffnenden ersten Sonate von Edvard Grieg werden mit der Imitation des Spiels der Hardangerfiedel norwegische Klänge erzeugt. Diese vor Ideen sprudelnde Sonate kommt dem Elan der beiden Interpreten entgegen.
Fortgesetzt wird das Programm, das sich nach Meinung des Geigers in der Schwierigkeit steigert, mit der ‘Sérénade mélancolique’ von Tchaikovsky, die auf abstrakte Weise russische Gefühlswelten vertont. Hier gelingt den beiden Protagonisten eine sehr intensive feine Darstellung, die die Grenze zum Kitsch weit von sich weist.
Es folgen zwei Bearbeitungen von Opernthemen, nämlich die Konzertparaphrase ‘Figaro’ von Castelnuovo-Tedesco und von Paganini ‘I Palpiti’ über ein Thema von Rossini aus ‘Tancredi’. Während das jüngere Stück vom Komponisten selbst gesetzt wurde, erklingt das ältere Werk in der für die Klavierbegleitung erschaffenen Version von Fritz Kreisler. In beiden Stücken werden neben den musikalischen Momenten auch die virtuosen Aufgaben wirkungsvoll bedient. Mitunter kommt es zu einer gespannten Intonation.
Nach einer erfreulich langen Klangpause erklingt zum Abschluss die große Fantasie in C-Dur von Schubert. Diese mag auf den ersten Blick nicht das virtuoseste Stück sein. Auf den zweiten aber fordert sie ein Miteinander von Ausdruck und feiner Technik, woraus sich die größten Anforderungen ergeben. Wie auch Komik die schwierigste schauspielerische Leistung ist, ist die feine anspruchsvolle Kammermusik ebenso der Gipfel. Auch hier haben die Musiker eine geschlossene und hörenswerte Interpretation erschaffen.
Die Interpreten gestalten ein weitgespanntes Portrait ihrer andauernden gemeinsamen künstlerischen Arbeit, in dem ihr jugendlicher Elan einen vorderen Platz einnimmt. Die Serenade bildet einen intensiven Ruhepunkt intensiver Gefühlswelten. Eingefangen wurden die Einspielungen mit einem sehr präsenten klaren Klang, der spitz und kühl ans Ohr dringt. Dadurch werden die beiden Instrumente auch separat im Klang wahrgenommen. Ein wenig Weichzeichner hätte hier sicherlich nicht geschadet und ein einnehmenderes Hörbild erzeugt.