Dass Gabriel Faurés Requiem mitunter zu Süßholz geraspelt wird, ist nicht neu. Dass seine Totenmesse aber so unerbittlich und ohne Umschweife das große Strafgericht ankündigt, das erleben wir jetzt zum ersten Mal. Mit Siebenmeilenstiefeln rauscht Stephen Cleobury durch das Werk, inszeniert das ‘Dies Irae’ derart unbarmherzig, dass das himmlische ‘In Paradisum’ am Schluss wenig Hoffnung auf Erlösung zulässt. Dabei hatte Fauré gerade diesen Schluss gewählt, um Lichtblicke in die Düsternis des irdischen Endes zu bringen.
Stephen Cleobury benutzt die Rekonstruktion der ersten liturgischen Aufführung in der Kirche ‘Ste Madeleine’ in Paris, die mit ihrem Fokus auf die tiefen Instrumente (Bratschen, Celli, Kontrabässe) eine andere Lektüre kaum zulässt. Die schnellen Tempi des Dirigenten verstärken die unausweichliche Fatalität des Geschehens und die Surround-Aufnahme bringt Faurés Musik opulent zu Gehör, so wie es in der Akustik der Kings College-Kapelle nicht anders zu erwarten war. Wie von englischen Chören gewohnt, ist der ‘Choir of King’s College’ stimmlich auf der Höhe, sprachlich hat er allerdings im ‘Cantique de Jean Racine’ und auch in der ‘Messe Basse’ schwer zu kämpfen.
No intimacy can be found in this Fauré Requiem, performed in an early liturgical version from Ste Madeleine in Paris. The music is dark and has a fatalistic character without hope and light.