Wenn Archäologen eine unberührte Grabkammer finden, spricht die Presse von einem Sensationsfund. Und Howard Carters Worte bei der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun sind Legende: « Ich sehe wunderbare Dinge. » Nun, auch wenn dies keine Legende wird, sage ich: « Ich höre wunderbare Dinge. » Das auf dieser CD erstmals eingespielte erste Violinkonzert, das ‘Concerto Italiano’ des Florentiner Komponisten Castelnuovo-Tedesco, ist ein neo-romantisches Werk mit viel Ausdruck und viel Charakter. Das Melodien-Füllhorn hat Castelnuovo-Tedesco reich beschenkt, und an Fantasie, das Rohmaterial in eine eloquente Sprache zu bringen, hat es ihm auch nicht gemangelt.
Das zweite Violinkonzert ist etwas bekannter und wurde zuvor auch schon aufgenommen: Es trägt den Titel ‘I Profeti’ (Die Propheten) und wurde bekannt durch den Widmungsträger Jascha Heifetz, der das Werk 1931 für sich und Toscanini in Auftrag gegeben hatte. Mit dem rabiat antifaschistischen italienischen Dirigenten bildeten der jüdische Geiger und der aus einer jüdischen Familie stammende Komponist ein starkes Triumvirat, um eine musikalische Reaktion gegen die Zunahme des Antisemitismus in Europa zu formulieren: die drei Sätze des Konzerts zeigen die Propheten Jesaja, Jeremia und Elias sukzessiv in leidenschaftlicher, schmerzerfüllter und impetuoser Musik, die bei aller Virtuosität die Ernsthaftigkeit des Anliegens nicht überspielt.
Es ehrt Tianwa Yang und den niederländischen Dirigenten Pieter-Jelle de Boer, dass sie dieses Konzert wie auch das erste nicht überfrachten, nicht zu Show-Musik degradieren, sondern sich mit viel Können und musikalischem Gestaltungswillen in den Dienst der Musik stellen, die sie damit auf die höchste Schiene heben. Das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg erweist sich in den Händen de Boers als großartiges Instrument und man kann nur einmal mehr bedauern, dass diese Formation den angeblichen Sparmaßnahmen beim SWR zum Opfer fällt.
It is good that such a gifted violinist as Tianwa Yang is taking care of Castelnuovo-Tedesco’s concertos. She produces wonders of brilliant playing and, together with Pieter-Jelle de Boer, she tastefully gives the music the right character and the full message.