Die Westdeutsche Sinfonia organisierte am Wochenende im Forum Leverkusen ein Konzert im Rahmen des ICMA Network for Young Artist Awards. Solist war der 18-jährige österreichische Geiger Leonhard Baumgartner, Gewinner des ICMA Discovery Award 2023. Remy Franck berichtet.
Robert Schumanns Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52 war das erste der drei Werke von drei Komponisten, Schumann, Mozart und Mendelssohn, die alle drei in ihren Dreißigern oder Vierzigern verstarben.
Diesem selten zu hörenden Werk gab Dirk Joes viel Ausdruckskraft, viel Rhetorik und viel frische Spontaneität. Auffallend war das rhythmische Gespür des Dirigenten, mit dem er die Musik pulsierend im Fluss hielt und die Themen in den drei Sätzen organisch verband, ohne jene Mikropausen, die bei anderen Dirigenten eher zu einer Aneinanderreihung von Motiven als zu einer architektonisch übergreifenden Interpretation führen. So wurde Dirk Joeres, ohnehin ein ausgewiesener Spezialist für Schumann, diesem Werk gerecht und wertete es deutlich auf.
Leonhard Baumgartner, Discovery Award-Gewinner der International Classical Music Awards 2023, war der Solist in Mozarts Fünftem Violinkonzert KV 219. Er war 2023 als Stipendiat der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein Preisträger der ICMA geworden.
Der erst achtzehnjährige Geiger ging den ersten Satz mit jugendlicher Frische an, recht beherzt und manchmal direkt burschikos. Er imponierte auf Anhieb mit seiner genuinen Musikalität und seiner Freude am Kommunizieren. Er spielte in totaler Bewunderung von Mozarts göttlicher Kunst und mit der tief aus ihm aufwallenden Freude, diese Kunst Mozarts hörbar werden zu lassen.
Es folgte ein beseeltes, zartes und tief erfühltes Adagio, in dem der süße Schmerz dieser Musik bewegend zum Ausdruck gebracht wurde.
Mit der schieren Eleganz seines bewegungsreichen, extrem flexiblen Spiels und seiner totalen Souveränität in einem Werk, das er zum ersten Mal aufführte, riss der junge Solist das Publikum im Leverkusener Forum zu Begeisterungsstürmen hin. Man ließ ihn nicht ohne Zugabe gehen, und er spielte brillant und technisch ebenso stupend wie im Ausdruck sehr musikalisch Paganinis Caprice Nr. 21, L’Amoroso, das mit seinem italienischen Charakter die perfekte Überleitung zu Mendelssohn Italienischer Symphonie war. Baumgartners Paganini vereinte ideal Schliff, Klarheit und die poetisch-romantische Sensibilität, die bei diesem Komponisten oft fehlt.
Abschließend dirigierte Dirk Joeres Mendelssohns Vierte Symphonie, die Italienische. Gleich im ersten Satz fiel wieder auf, wie bei diesem Dirigenten die Musik fließt, ohne je entfließend oder glatt zu werden. In dieser Interpretation wurde die ganze Wollust von Mendelssohns Orchestrierung deutlich. Mit klaren, formenden Gersten, mit denen sich jedes Orchester sicher fühlen muss, erreichte Joeres zudem eine Transparenz im Klangbild, wie sie kein Tonmeister optimaler mit den Reglern seines Mischpults erzielen könnte.
Nach diesem strahlend hellen ersten Satz wurde der zweite sehr lebendig und wach dirigiert. Er wurde nicht, wie bei anderen Dirigenten, zur Berceuse, sondern blieb, bei allem Lyrismus, ein Andante. Es folgte ein wunderschön lyrischer dritter Satz, ehe im Finale ein sprühend virtuoses musikalisches Feuerwerk mit stupendem Klangreichtum die Symphonie zu Ende brachte.