Der 24-jährige türkische Pianist Can Cakmur, Young Artist of the Year 2021 der International Classical Music Awards (ICMA), hat am Freitag in seinem ersten Klavierabend in Paris einen großen Erfolg gefeiert. Remy Franck berichtet.
Im quasi voll besetzten Konzertsaal der Fondation Louis Vuitton in Paris begann Can Cakmur sein Recital mit dem fein ziselierten und dynamisch extrem gut nuancierten Klavierstück op.11/2 von Arnold Schönberg, um danach mit einer gut durchdachten, konsequent aufgebauten und durchgeführten Interpretation von Franz Schuberts 20. Sonate D. 959 zu faszinieren. Wie improvisatorisch, fast außerhalb der Welt begann Cakmur den ersten Satz dieser in Schuberts Todesjahr entstandenen Sonate. Dieses Abheben, diese Ablehnung des Bodenständigen, diese Transparenz und lyrische Intensität, die an einen Traum erinnern, an das Schöne und Leuchtende, einen Traum von unerreichtem Glück, andererseits aber auch die Ausweglosigkeit des wie Irrlichter tanzenden Scherzos, das wütende Auflehnen und die verzweifelte Suche nach dem Ausgang in einem immer schnellen werdenden Finalsatz machten diese Sonate zum totalen Albtraum!
Danach wirkten Robert Schumanns Papillons op. 2 leicht und verspielt virtuos, mit raffinierter Subtilität, viel Flexibilität und Charme. Bemerkenswert war ebenfalls Schumanns 2. Sonate, brillant und virtuos, mit einem frischen Gefühl der Jugendlichkeit, ohne aber je vordergründig zu wirken. Durch diese sehr unromantische Interpretation wurde der ewige Schwermut Schumanns durch ein optimistisches Vorwärtsdrängen ersetzt. Die Schwermut kehrte dann umso stärker und verinnerlichter im letzten vollendeten Klavierstück des Komponisten zurück, den Gesängen der Frühe op. 133.
Das begeisterte Publikum erklatschte zwei Zugaben und bestätigte die Akzeptanz des jungen Türken in einem Konzertzyklus, der jungen Talenten in Paris eine Chance gibt und die unbestrittene Rolle der Fondation Louis Vuitton in Frank Gehrys spektakulärem Kunstbau im Nordteil des Bois de Boulogne wirkungsvoll unterstrich.