Alle bedeutenden Tenöre des 20. Jahrhunderts haben Kanzonen aufgenommen, die meisten von ihnen wandten sich dabei dem italienischen Repertoire zu. Dass der Peruaner Juan Diego Florez lateinamerikanische Lieder für diese CD ausgewählt hat, erstaunt dennoch nicht.
Er hat den Geist dieser Lieder im Blut und veredelt sie mit viel Stilsicherheit und Geschmack. Seine Stimme ist rein, geschmeidig und bestens geeignet für dieses lyrische Lied-Repertoire.
Mit einer stupenden Farbpalette bringt er eine Lebendigkeit und eine Wahrhaftigkeit in diese Miniaturen, die alle Stücke auf die höhere Schiene heben. Das ist aber kein Fehler, auch wenn einige Vokalgesten durchaus pathetisch oder preziös wirken und einige Verzierungen den Gesang bis an den Rande des Kitsches bringen. Doch Florez überschreitet keine verbotene Grenze, denn letztlich steht alles im Dienste der Schönheit des stimmlichen Timbres. Er kann das eben alles, und die honigsüße Mezzavoce, die samtenen Töne stehen ihm ebenso zur Verfügung wie die hochkonzentrierten Töne in den Spitzenlagen. Von der etwas kernigen Tiefe bis zu der leichten und unverspannten Höhe ist die Stimme von einer bewundernswerten Ausgeglichenheit und Substanz.
Dieses lateinamerikanische Album ist ein vokaler Genuss, und weil das begleitende Instrumentalensemble genuine Unterstützung bietet und die Aufnahme auch technisch bestens gelungen ist, ist höchste Begeisterung angesagt.