Obwohl er mehr als 400 Werke und davon 30 Konzerte für ein bis vier Soloinstrumente komponierte und in diesem Jahr sein 60. Todestag zu verzeichnen ist, ist Martinu wenig bekannt und gespielt. Er selber hat ausgezeichnet Violine gespielt, auch im Orchester, bevor er sich dem Komponieren zuwandte. Resultierend aus der eigenen Praxis und weil ihn teilweise renommierte Geiger beauftragten, wie Samuel Dushkin und Misha Elman, sind seine Werke für Violine und Orchester, wie auch die Violinkammermusik, dem Instrument elegant in die Hand gelegt, so dass ihre Aufführung jeden Geiger eigentlich reizen sollte.
Als einer der wenigen, die sich dem Geigenwerk von Martinu verschrieben haben, kann Bohuslav Matousek gelten, der vor mehr als zehn Jahren zusammen mit dem Tschechischen Philharmonischen Orchester unter Christopher Hoogwood alle Solokonzerte, in denen mindestens eine Violine beteiligt ist, eingespielt hat. Zusätzlich wurde das Rhapsodie-Konzert für Bratsche aufgenommen, sowie eine von Jiri Teml orchestrierte Fassung der ‘Tschechischen Rhapsodie’, die zwar von Martinu auch als Orchesterwerk geplant war, aber nur als Version mit Klavier vorlag. Dazu gehören auch Doppelkonzerte mit Flöte bzw. einer zweiten Violine oder Piano. Die Suite wurde in beiden Versionen zugefügt.
Trotz des längeren Aufnahmezeitraums für die elf Werke, die sowohl den neoklassischen Stil des Rückgriffs auf barocke Concerto grosso-Formen als auch die neoromantische Phase des Komponisten abdecken, haben die vier CDs eine einheitliche interpretatorische Linie. Damit bietet diese Kollektion einen geschlossenen Blick auf diesen Sektor des zu Lebzeiten zunächst in Paris und danach in den USA hoch geschätzten Tonsetzers.
Die Interpretationen erfüllen alle Wünsche, die man an eine solche Anthologie stellen darf. Bohuslav Matousek ist selbst ein ausgezeichneter Geiger, dem die Herausforderungen dieser Werke keine Probleme bereiten und der sich den ‘Kontinent Martinu’ so zu Eigen gemacht hat, dass er ihn mit Noblesse ansprechend darzureichen weiß. Auch den Part als Bratscher füllt er makellos.
Die Tschechische Philharmonie wird mit der sicheren Hand von Christopher Hoogwood als Inspirator und Begleiter der Solostimmen und als eigenständiger gewandter Interpret der Orchesterpassagen als Bereicherung der Aufnahme wahrgenommen. Diese Gesamtaufnahme der Violinkonzerte bietet, auch mit dem informativen Beiheft zur Geschichte jedes Werkes, in der sich auch das Leben des Komponisten spiegelt, eine überfällige Ergänzung des Katalogs der Aufnahmen seiner Werke.