Improvisieren und komponieren, diese beiden Merkmale sind die wesentlichen musikalischen Eckpfeiler für den aus der damaligen Tschechoslowakei stammenden Petr Eben. Als bedeutender Vertreter der Musik insbesondere der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts hat er große Anerkennung sowohl beim improvisierenden Orgelspiel, das er außergewöhnlich gut beherrschte, als auch als Komponist gewonnen, wovon diverse Auftragsarbeiten zeugen.
Seine Jugend im mittelalterlich anmutenden Cesky Krumlov, die häusliche Kammermusik, das Überleben von Buchenwald und die Ablehnung der kommunistischen Politik in seiner Heimat machten ihn zu einem tief religiösen und warmherzigen Menschen. Diese Momente flossen auch in Kompositionen ein.
Das äußerlich klassisch viersätzige Streichquartett hat mit zwei schnellen, dramatischen das ‘Labyrinth der Welt’ darstellenden Ecksätzen und zwei langsamen, geradezu meditativ das ‘Paradies des Herzens’ beschreibenden mittleren Sätzen eine ungewöhnliche Gestalt.
Ebenfalls ungewöhnlich ist die Gestaltung des Klaviertrios. Eben versucht gar nicht erst, den aus seiner Sicht bestehenden Gegensatz zwischen den Streichern und dem Klavier zu verstecken, sondern will ihn eher betonen. Entstanden ist dabei gewissermaßen ein Zyklus für Streichduo und Klavier. Das Werk stammt aus einer Phase persönlicher Angespanntheit durch ein schwerkrankes Familienmitglied.
Das Klavierquintett ist je nach Betrachtung drei-, vier- oder fünfsätzig, grundsätzlich aber dreisätzig, denn Eben hat zwischen die Sätze zwei Intermezzi gesetzt, von denen das zweite direkt ins Finale übergeht. Die Intermezzi bieten klangliche Kontraste, indem beim ersten die Streicher ausschließlich zupfen, während im zweiten Intermezzo dieses Thema im Klavier als Staccato eingefügt wird, so dass in diesen Passagen der Quintettklang kontrastiert wird.
Die Präsentation dieser zwischen 1981 und 1992 in einem Jahrzehnt entstandenen Stücke vermittelt den Eindruck, dass die älteste Komposition die klanglich modernste ist. Jedoch ist allen Werken von Eben auch der tschechische Volksmusikhintergrund immanent, so dass der Hörer immer wieder eingefangen wird.
Das ‘Martinu Quartet’ ist ein bestens etabliertes Ensemble, das sich insbesondere dem heimischen Repertoire verpflichtet fühlt und dieses eloquent und inspiriert zu Gehör bringt. Die schon zehn Jahre andauernde Kooperation mit dem Pianisten Karel Kosarek, natürlich auch aus Tschechien, hat ein sich blind verstehendes Ensemble wachsen lassen, das keinen Vergleich mit anderen scheuen muss. Auch hier arbeiten die fünf Musiker die Besonderheiten der Komposition exquisit heraus, ohne Spielfreude und Musikalität hintanzustellen.
Die technisch gelungene Aufnahme unterstützt die Interpretation, so dass ein herausragendes Kammermusikportrait von Petr Eben geboten wird.