Der portugiesische Artur Pizarro spielt ein Schumann-Programm, das mit dem selten zu hörenden, etwa 10 Minuten langen Allegro op. 8 beginnt. Nach einem fein nuancierenden Exkurs durch die Bunten Blätter, denen er Zusammenhalt und Folgerichtigkeit verleiht, kommt er zu der Ersten Klaviersonate, entstanden in den Jahren 1832-1836 und Schumanns späterer Frau Clara gewidmet. Pizarro spielt sie mit einer Mischung aus Spontaneität (von der ich mir in den Bunten Blättern etwas mehr gewünscht hätte) und struktureller Überlegenheit, die die pure Musikalität dieses weltentrückten Gesangs vollauf bewahrt. Und ganz logisch erfolgt dann aus diesem Gefühl heraus auch das der ungestümen, jugendlichen Leidenschaft. Der zweite Satz ist sehr kantabel, mit einem reichen, anmutenden Glanz. Auch in den beiden letzten Sätzen, kommt es bei Pizarro zu einer sehr einfachen Erregung, phantasievoll wie die Musik selbst, die in ihrer Natürlichkeit attraktiv wirkt.
Lebensreise; Robert Schumann: Allegro op. 8 + Bunte Blätter op. 99 + Klaviersonate Nr. 1; Artur Pizarro, Klavier; 1 CD Odradek ODRCD396; Aufnahme 10/2019, Veröffentlichung 06/11/2020 (F, UK), 20/11/2020 (D) - (79'46) – Rezension von Remy Franck