Die Musikszene in England im ausgehenden 16. und 17. Jahrhundert war reich und für ihre Gambenkompositionen berühmt. William Byrd, Orlando Gibbons und John Dowland sind auch heute noch bekannte und gerühmte Vertreter. Wohl meist kaum geläufig wird Richard Mico (1590-1661) sein. Dieser wurde in Taunton, Somerset, in die Familie ursprünglich französischer Abstammung mit Namen Micault geboren, eine Familie von Kaufleuten. Als erste feste Anstellung wurde Mico 1608 zum Dienstmusiker an der Thorndon Hall, Essex, ernannt. Dort arbeitete er zweiundzwanzig Jahre für William Petre als ein Nachfolger von William Byrd als Musiklehrer für die Kinder der Familie und als Komponist für den Haushalt. Die hier eingespielten Werke sind bis zu fünfstimmig, wohl da es im Hause keine zweite Bassgambe gab. Da auch während seiner Zeit William Byrd noch häufiger Gast im Hause Petre war, boten sich Mico Abgeschiedenheit und auch Kontakt ins Zentrum London.
39 Werke sind erhalten, alle für Gambenconsort. Mico galt als einer der besten Komponisten von Fantasien. Alle Kompositionen sind eher konservativ, weil sie nicht dem allgemeinen Trend folgen, Fantasien mit Tänzen zu Suiten zusammenzustellen. Mico setzt zwar Tasteninstrumente ein, sie doppeln aber nur andere Stimmen. Seine Harmonik ist gekennzeichnet durch eine freie Behandlung von Dissonanzen und eine besondere Vorliebe für übermäßige Dreiklänge, die er meist in Kadenzen als Sextakkord einsetzt. Andererseits verwendet Mico in dreistimmigen Werken die zwei Bassgamben abwechselnd melodisch, so dass er hier in Richtung Triosonate agiert. Da für die Interpreten dieser Aufnahme die Musik klare Assoziationen weckt und Bilder schafft, haben sie den Werken deskriptive Namen gegeben, die also nicht vom Komponisten oder aus der Zeit stammen.
Das Ensemble Concerto de Viole aus vier Mitgliedern hat sich von der Schola Cantorum Basiliensis kommend seit vier Jahrzehnten das Repertoire erforscht und lädt immer wieder Gäste ein, wie auch hier. Es beauftragt auch zeitgenössische Musik für diese Instrumente. Auf Basis seiner profunden Kenntnis des Gambenwerkes kann es auch den Stücken von Mico die ihnen innewohnenden Feinheiten mit Raffinement entlocken und diesen weitgehend unbekannten Komponisten würdigen. Gleichzeitig energiegeladen wie auch leichtfüßig geben sie der Musik ein breites Ausdrucksspektrum mit auf den Weg, so dass sich leicht nachvollziehen lässt, warum Mico so komponierte und auch sein erster Dienstherr ihn auch später noch mit einer Rente versorgte.