Major, minor; Ludwig van Beethoven: Streichquartett op. 95; Franz Schubert: Streichquartett G-Dur D. 887; Oslo String Quartet; 1 Blu-ray + 1 SACD 2L 135; Aufnahme 10 & 12/2015, Veröffentlichung 08/2017 (64'37) – Rezension von Uwe Krusch

Das letzte der mittleren Streichquartette von Ludwig van Beethoven in f-Moll op. 95 mit dem Titel ‘Quartetto serioso’ sowie das letzte Quartett überhaupt von Franz Schubert in G-Dur (D. 887) finden auf dieser CD mit dem ‘Oslo String Quartett’ zueinander.

Das satztechnisch hochkonzentrierte Werk Beethovens entstand in einem persönlichen Stimmungstal nach der Ablehnung von zwei von ihm gemachten Heiratsanträgen, aus dem es bzw. er nicht entweicht. Die komprimierte Kompositionsweise schließt alle Überleitungen und entspannten Abschnitte aus und bildet deshalb ein Pendant zum düsteren Ausdruck. Diese Reduktion stellt hohe Ansprüche an den Hörer. Und damit hatte Beethoven sich selbst den Weg auf seine späten Quartette geöffnet.

Ebenso kompromisslos wirkt das beinahe doppelt so lange Abschlussquartett von Schubert. Neben der Aufführungssdauer stellen die die damaligen Konventionen durchbrechende Harmonik und auch die Klangregie es neben die späten Beethovenquartette und weisen damit, wie diese, in Richtung 20. Jahrhundert. So wird das Hauptmotiv im Scherzo von Schubert durch alle zwölf Töne der Skala geleitet.

Das nunmehr seit mehr als einem Vierteljahrhundert musizierende ‘Oslo String Quartet’ hat sich als vielseitiges Ensemble etabliert und bleibt offen für neue Wege abseits des klassischen Betriebs. Doch erwächst hieraus kein Nachteil für die Interpretation dieser beiden Werke. Vielmehr scheint die Offenheit und Spielfreude auch für das klassische Repertoire ungebrochen.

Den vier Musikern gelingt bei Beethoven eine zwingend ständig herausfordernde, den Hörer quasi quälende Darstellung, ganz so wie es der Kompositionsstil nahelegt. Bei Schubert werden die größeren Bögen und die weiteren Entfaltungen ausgespielt, ohne dass es zu Übertreibungen kommt oder der Gestaltungsfaden abreißt. Dass die Homogenität und Klangbildung aufgrund des langjährigen gemeinsamen Weges der Musiker höchsten Ansprüchen genügt, kann nicht überraschen. Trotz der teilweise schroffen Kompositionen wird im Ausdruck ein großer Wohlklang gewahrt. Große Werke, großartig präsentiert!

The Oslo String Quartet delivers captivating performances of two outstanding Beethoven and Schubert quartets. The playing is intensely expressive and nonetheless at once refined and euphonious. Great works in great interpretations!

 

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