Carlo Gesualdo gehört zweifellos zu den mysteriösesten Figuren der Musikgeschichte. Der sogenannte ‘Principe dei musici’, wie sein Freund Torquato Tasso ihn bezeichnete, ist vor allem bekannt, weil er seine Frau Maria d’Avalos in flagranti beim Ehebruch erwischte. Auf Befehl Gesualdos wurden die Frau und ihr Liebhaber ermordet. Der als melancholisch beschriebene Gesualdo soll danach, auf der Suche nach Gnade, künstlerisch sehr produktiv geworden sein und hinterließ unter anderem hoch expressive Madrigale mit dissonanzreichen Motiven.
Werner Herzogs Dokumentarfilm aus dem Jahre 1995 hätte interessant und informativ sein können, entpuppt sich aber zu einer lächerlich inszenierten Produktion, die weder der Wahrheit entspricht, noch eine plausible Recherche enthält, um zu zeigen, wer Gesualdo wirklich war und was die Geschichte uns hinterließ. Herzog sucht wie immer nach einem anderen Blickwinkel, um originell zu wirken. Auch wenn Gesualdos unleugbar brutale Tat als Basis dient, baut der Regisseur den Rest auf Hörensagen und Gerüchte auf.
Neben einigen interessanten musikalischen Einlagen aus Gesualdos Repertoire von ‘Il Complesso Barocco’ sind jedoch auch einige kurze, amateurhafte Aufzeichnungen miteingebaut. Schlechten Geschmack zeigt der Regisseur auch in seiner Inszenierung mit Protagonisten in alten Kostümen, jedoch mit Utensilien von heute (Handys), was nichts zum Thema beiträgt, sondern ärgert.
Auch die Struktur des Films ist verwirrend, so dass man ihn wirklich nicht gesehen haben muss.