Aeternum; Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge BWV 541 & BWV 543 + Fantasie und Fuge BWV 542 + Toccata und Fuge BWV 565; Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 5 (Bearbeitungen E. Rodrigues); 1 CD Navona Records NV6285; Aufnahme 10/2019, Veröffentlichung 05/2020 (73') - Rezension von Remy Franck

Die brasilianische Pianistin Eliane Rodrigues hat dieses Album auf einem exzellent klingen, schlanken und klangvollen Fazioli F308 aufgenommen, der ihr hilft, ihre persönlichen Ansichten gut umzusetzen. Persönlich heißt in ihren Bach-Transkriptionen eine ungewöhnlich romantisch-sensible Interpretation, sehr reflektiv, manchmal direkt verträumt, sehr gefühlvoll auch und aufs Ganze gesehen, sehr eloquent. Gewiss, diesen Bach werden etliche Leute als Vergewaltigung ansehen, aber ich weigere mich, diese Interpretationen als manieriert zu bezeichnen, weil sie einem echten künstlerischen Konzept entspringen, das nicht künstlich, sondern erlebt klingt. Rodrigues’ Spiel macht auf mich nicht den Eindruck von Show, es hat nichts Demonstratives, ich entdecke vielmehr Bach neu, so als improvisiere die Pianistin, um einen neuen Einblick in die Kompositionen zu erlangen und das ständig präsente Tänzerische der Musik mit einen sehr ausdrucksvollen Spiel zu verbinden. Sie holt in ihren Bearbeitungen Bach gewissermaßen vom Podest und macht ihn zum Menschen mit all seinen Gemütsregungen.

Nicht weniger speziell klingt die Bearbeitung von Beethovens 5. Symphonie, die das Label in die Nähe der Musik von Brahms rückt. Es eine Transkription, die schon eher in Richtung Paraphrase zeigt.

Das ergibt in einer neu fokussierenden Sichtweise und einer neuen Freiheit eine sehr dramatische und kraftvolle Fünfte, die sowohl klanglich, strukturell als auch pianistisch überzeugt.

Brazilian pianist Eliane Rodrigues recorded this album on an excellent Fazioli F308 with a slim, precise and colourful high-definition sound, which helps her well to express her personal views. In her Bach transcriptions, personal means an unusually romantic and sensitive interpretation, very reflective, sometimes directly dreamy, very soulful also and on the whole, very eloquent. Certainly, quite a few people will consider this Bach a rape, but I refuse to call these transcriptions mannered, because they originate from a genuine artistic concept, which is not artificial but fully experienced. Rodrigues’ playing is far from being showy, there is nothing demonstrative about it, it rather allows the listener to discover Bach anew, as if the pianist improvised to gain a new insight into the compositions and to combine the constantly present dancing character of the music with a very expressive playing. In her arrangements Rodrigues takes Bach off the pedestal, so to speak, and makes him a human being with all his emotions.
No less special is the arrangement of Beethoven’s 5th Symphony, which, according to the label, is quite brahmsian. In fact, the transcription tends in the direction of a paraphrase. In a newly focussed view and a new freedom, this produces a very dramatic and powerful Fifth, which is convincing in terms of sound, structure and pianism as well.

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