Schon die Wikinger hatten enge Beziehungen zum Rus, also dem Vorläufer des russischen Staates. Diese nachbarschaftlichen Kontakte haben sich über die gemeinsame Grenze immer erhalten. So ist es kein Wunder, dass auch im künstlerischen Bereich enge Beziehungen in beide Richtungen bestanden.
So haben sowohl Rachmaninov als auch Shostakovich Anregungen in der Musik von Edvard Grieg gefunden. Und andererseits organisierte Skandinavien eine Konzertreise, als Rachmaninov nach der Revolution von Stalins Schergen bedroht war. Dadurch war ihm die Ausreise, die ihn später in die USA führte, möglich. Und auch heute ziehen norwegische Künstler Inspiration aus der russischen Musik, wie die beiden Protagonisten dieser Aufnahme.
Für Rachmaninov war seine Cellosonate das letzte komponierte Kammermusikwerk, für Shostakovich eröffnete es den Reigen der Instrumentalsonaten. Auch im formalen Aufbau gibt es Gemeinsamkeiten, etwa die Viersätzigkeit. Die Uraufführung erfolgte jeweils mit dem Komponisten am Flügel. Diese für beide Komponisten singulären großartigen Cellosonaten unterscheiden sich dann aber im Ausdruck. Während bei dem Älteren der hochromantische Ausdruck gefangen nimmt, kann man den Stil bei Shostakovich neoklassisch nennen.
In beiden Fällen handelt es sich um wesentliche Beiträge zur Gattung, die neben den technischen Anforderungen vor allem mit ihrer hochexpressiven Kraft überzeugen und die für die russische (sakrale) Musik wichtige menschliche Stimme auf das Cello übertragen.
Trotz ihrer langjährigen Podiumsgemeinschaft legen Audun Sandvik und Sveinung Bjelland nun erstmal einen gemeinsamen Tonträger vor. Damit ist ihnen auf Anhieb ein überzeugender Beweis für ihre herausragenden Fähigkeiten geglückt. Beide sind versierte Kammermusiker und so können sie ihr blindes Vertrauen in ein verzahntes Muszieren einbringen. Audun Sandvik kitzelt aus seinem Instrument die klassischen Klangfarben dieses tiefen Streichers heraus, die somit insbesondere auch die Nähe zur menschlichen Stimme erfahrbar werden lässt. Mit warmem und rundem Ton lässt er die Musik erblühen. Sein Partner Sveinung Bjelland ist nicht nur ein verlässlicher und sensibler Begleiter, sondern kann mit seinem variablen Anschlag die in den Werken angelegte partnerschaftliche Rolle des Klaviers im Sinne des Miteinanders gestalten.