Nach einer für mich nicht ganz befriedigenden Ersten gefällt mir Blomstedts Zweite Brahms sehr gut. Sie hat die richtige Mischung von Verinnerlichung, Nachdenklichkeit und wunderbarer Beweglichkeit. Im ersten Satz sind die Trunkenheit, der unwiderstehlich tänzerische Schwung, die Kantabilität und die Farben der Brahmsschen Symphonik faszinierend. Hin und wieder lässt auch ein Knappertsbusch-würdiges Rubato aufhorchen.
Sehr schöne Passagen gibt es im zweiten Satz, der uns bei allen Eintrübungen und Seufzern, die nicht ausbleiben, einen entspannten und zufriedenen Brahms zeigt. Den dritten Satz gestaltet Blomstedt sehr lebhaft und charmant. Im Finale federt und schwingt die Musik erregt, in den Ruhephase auch nachdenklich Kräfte sammelnd und aufs Ganze gesehen, wie gefordert, con spirito.
Schön und spannungsvoll, mit dem nötigen Elan dirigiert Blomstedt die Akademische Festouvertüre. Er zieht, zum Vorteil des Werkes, jugendliche Frische einer akademisch-steifen Feststimmung vor.
Das Gewandhausorchester zeigt sich in beiden Kompositionen von seiner besten Seite. Das tadellose Zusammenspiel ist ebenso hervorzuheben ist wie die Kunst des Aufeinanderhörens.
After a not entirely satisfying First, I like Blomstedt’s Second Brahms very much. It has the right mix of introspection, thoughtfulness and wonderful agility. In the first movement, the irresistible dance-like momentum, the cantabile and the colors of Brahms’s symphony are fascinating. Now and then a rubato worthy of Knappertsbusch catches the ear.
There are very beautiful passages in the second movement, which shows us a relaxed and contented Brahms, despite the somber thoughts and sighs that are not absent. Blomstedt shapes the third movement very lively and charming. In the finale, the music springs and sways excitedly, in the calm passages also thoughtfully gathering strength, and overall, as requested, con spirito.
Blomstedt’s Academic Festival Overture is beautiful and full of tension, with the necessary verve. To the work’s advantage, he prefers youthful freshness to an academically stiff festive mood.
The Gewandhaus Orchestra is at its best in both compositions. The impeccable interplay is just as noteworthy as the art of listening to each other.
Start eines Brahms-Zyklus mit Blomstedt und dem Gewandhausorchester