Der kernige Tenor von Benjamin Bruns überzeugt in diesen Aufnahmen ebenso wie das engagierte Spiel von Karola Theill. Zumindest größtenteils! Nach dem empathisch gesungenen ‘An die ferne Geliebte’ von Beethoven folgt ein interpretatorisch etwas weniger attraktiver ‘Liederstrauss’-Zyklus von Hugo Wolf.Bestens gelungen ist die ‘Dichterliebe’, bei der mir auch die Pianistin sehr gut gefällt. Überhaupt hat Karola Theill einen interessanten Zugang zu all diesen Liedern, weil sie die Musik eigentlich sehr präzise artikuliert und kaum in eine zu romantische Interpretationsweise verfällt. Ihr klares, sehr offenes Spiel passt im Übrigen hervorragend zu Benjamin Bruns maskuliner Wiedergabe.
Bei Karola Theill muss man einige Einschränkungen im Beethoven-Zyklus machen, wo sie den fließenden Ton nicht immer optimal gerät und auch dem Gesang von ihrem Partner vorauszueilen scheint. All diese kleinen Einschränkungen fallen aber nicht so sehr ins Gewicht wie die Aufnahmetechnik. Die Stimme von Benjamin Bruns ist nicht besonders präsent, weil Klavier und Stimme gleichwertig ausbalanciert sind. So wird leider verhindert, dass die Stimme frei ausschwingen kann.