Franz Schubert: Klaviersonaten D. 959 & 960; Hans-Jürg Strub, Klavier; 2 SACDs Ars Produktion 38307; Aufnahme 02/2020, Veröffentlichung 04/09/2020 (85') - Rezension von Remy Franck
Der Schweizer Hans-Jürg Strub, Professor an der Zürcher Hochschule der Künste, befasst sich mit den Schubert-Sonaten D. 959 und D. 960, die er minutiös einstudiert hat, wie sein ausführlicher Text im Booklet zeigt. Die beiden ersten Sätze der 959 werden sehr gut differenziert und nuancenreich dargestellt. Aber es fehlt mir das Spontane, der natürliche Fluss in einem vielleicht zu konstruierten Spiel. Das Scherzo ist spontaner und das Rondo fließt sehr schön und kontrastreich.
Hervorragend gelingt dem Pianisten der erste Satz der Sonate D. 960, dem er einen wunderbar mysteriösen, wie von jenseits beleuchteten Charakter gibt. Im unvergleichlichen und unbegreiflichen Andante sostenuto lassen die Pausen, die Momente der Stille, die tragische Leere der Musik besonders wirkungsvoll werden.
Ein wiederum sehr spontanes und delikat formuliertes Scherzo und ein Rondo, das Strub sehr fröhlich und verspielt gestaltet, beenden diese exzellente Interpretation.
Und so kann man diese beiden Aufführungen als die eines ernsthaften Dieners der Musik bezeichneten, der alle Winkel dieser wunderbaren Musik beleuchtet, um auch ja keinen Einfall des Komponisten zu übersehen. Dass das manchmal auf Kosten von Spontaneität und Spannung gehen kann, zeigen gerade die beiden ersten Sätze der Sonate D. 959. Doch aufs Ganze gesehen ist Strubs Spiel durchaus interessant.
On this album, the Swiss Hans-Jürg Strub, professor at the Zurich University of the Arts, is playing the Schubert sonatas D 959 and D 960, which he has prepared meticulously, as his detailed text in the booklet shows. The first two movements of D 959 are very well differentiated and rich in nuances. But I miss the spontaneity, the natural flow in a perhaps too constructed performance. The Scherzo is more spontaneous and the well contrasted Rondo flows very beautifully.
The pianist succeeds excellently in the first movement of the Sonata D. 960, which he gives a wonderfully mysterious character, as if illuminated from beyond. In the incomparable and incomprehensible Andante sostenuto, the pauses, the moments of silence, the tragic emptiness of the music become particularly effective.
Another very spontaneous and delicately formulated Scherzo and a Rondo, which Strub makes very cheerful and playful, bring this excellent interpretation to a close.
And so these two performances can be described as those of a serious servant of the music who illuminates every corner of this wonderful music, so that no idea of the composer is overlooked. That this can sometimes be at the expense of spontaneity and tension is shown by the first two movements of the Sonata D. 959. But all in all, Strub’s playing is quite interesting.