Es wird höchste Zeit, dass sich mal wieder ein Pianist um das Klavierwerk von Eric Satie kümmert. Nicolas Horvath plant eine Integrale mit bisher unveröffentlichten Werken nach der neuen Salabert Edition. Das Klanguniversum Saties wird so um neue Perspektiven erweitert. Horvath ist ein Pianist, der mit der zeitgenössischen Musik aufgewachsen ist, die darüber hinaus einen wichtigen Teil in seinem Leben als Musiker einnimmt. So besticht diese erste CD von Grand Piano mit u.a ‘Trois Gymnopédies’ (1888), ‘Trois Sarabandes’ ( 1997), ‘Trois Gnossiennes’ (1890-9*) und etlichen Ersteinspielungen durch ihre Bodenbeständigkeit und ihre objektive Klarheit. Hier gibt es nur wenige entrückte und schwebende Klänge, und auch sonst entspricht Horvaths Interpretation so gar nicht dem Klischee der gängigen Satie-Interpretation. Klar, Durchsichtig, architekturbetont, so kommt Horvaths Satie daher. So positiv sich dieses Konzept auf die einzelnen Werke auch auswirkt, umso schwieriger greift es, wenn man die CD als Ganzes hört. Das Farbenspektrum erscheint beschränkt, die Interpretationen gleichen wie einem Ei dem anderen und warten kaum mit Überraschungen; auch die Dynamik kann während den rund 74 Minuten trotz eines nuancierten und engagierten Spiels nicht hundertprozentig überzeugen. Spieltechnisch leistet Horvath hervorragende Arbeit, so dass unter dem Strich trotzdem eine willkommene, mutige und wichtige Satie-Scheibe herauskommt.
Erik Satie: Complete Piano Works, Vol 1; Nicolas Horvath, Klavier; 1 CD Grand Piano 761; Aufnahme 12/2014, Veröffentlichung 06/2017 (73’25) - Rezension von Alain Steffen