Was macht es für einen Sinn, wenn man die Bearbeitung der Wesendonck-Lieder durch Werner Henze benutzt (sie wurde für einen kleinen Apparat von sieben Holzbläsern, zwei Hörnern, Harfe und kleinem Streichorchester geschrieben) und die Aufnahme das kleine Ensemble mittig zusammenpfercht, die Seiten des Klangraums unbenutzt lässt und die Stimme ebenfalls aus der Mitte nicht präsent zu vernehmen ist. Ein solcher aufnahmetechnischer Schwachsinn bringt mich in Rage, weil er den Intentionen des Bearbeiters widerspricht und vor allem, weil Sara Minardo sehr einfühlsam singt und das Ensemble aus Padua unter seinem erfahrenen Chefdirigenten Marco Angius ebenfalls sehr sensibel musiziert.
Es folgt das 2019 uraufgeführte Languire a Palermo von Salvatore Sciarrino
Mit einem Brief an die Familie Gangi bedankte sich Richard Wagner für das ihm im Frühjahr 1882 zur Verfügung gestellte Haus in Porrazzi am Stadtrand von Palermo. Wagner war schon 1881 auf Sizilien angekommen, um den Winter in einem milden Klima zu verbringen. Zunächst belegte er ein ganzes Stockwerk im Hotel des Palmes, wo er am Schluss von Parsifal arbeitete. Dort entstand auch Wagners Porträt von Renoir, das sich heute im Musée d’Orsay in Paris befindet. Weil das Hotel zu teuer wurde, suchten sich die Wagners ein Haus, in dem sie bleiben konnten.
Graf Tasca stellte ihnen die Villa Gangi in Porrazzi zur Verfügung. Dort schrieb Wagner im März 1882 eine kleine Melodie, Porrazzi Tempo, ein Fragment, das übrigens, laut der Musikwissenschaft, nichts mit der eigentlichen Porazzi-Melodie zu tun hat, die Wagner immer wieder beschäftigte. Wie auch immer, Salvatore Sciarrone, selber ein Sizilianer, befasste sich in seinem Stück Languire a Palermo mit der Melodie aus Palermo. Er wollte diesem kleinen Werk ein neues Leben einhauchen und tat das mit einem schmachtenden, ersterbenden Stück, das sich in gewisser Weise minimalistisch über 15 Minuten dahinzieht.
Angius dirigiert anschließend eine sehr feine differenzierend aufgebaute, klangmalerisch-anmutige Interpretation des Siegfried-Idylls, das bei ihm weniger schwärmerisch und opulent gerät als bei anderen Dirigenten und anfangs der solistischen Besetzung nahekommt, die Wagner im Kopf hatte. Danach gewinnt die Musik an Tempo und Klang, um immer wieder bedeutsam in Nachdenklichkeit und Zärtlichkeit zu verfallen.
Das Programm endet mit der Bearbeitung des Wesendonck-Lieds Träume, die wiederum von der Tontechnik lädiert wird. Diesmal steht die wohl expressive, aber klanglich nicht besonders schöne Geige von Massimo Quarta sehr im Vordergrund, und das Orchester agiert verschwommen im Hintergrund.
Leider wird der Wert der CD also durch die Technik geschmälert, aber die Aufnahme ist die einzige verfügbar der Henze-Fassung mit italienischem Text. Das und auch die Tatsache, dass Sciarrinos Languire a Palermo hier zum erstmals auf CD vorgelegt wird, geben der Platte eine gewisse Wichtigkeit.
What sense does it make to use Werner Henze’s arrangement of the Wesendonck Lieder (it was written for a small apparatus of seven woodwinds, two horns, harp and small string orchestra) when the recording packs the small ensemble and the voiced in the middle, leaving the sides of the sound space unused. Such recording nonsense infuriates me because it contradicts the intentions of the arranger and especially because Sara Minardo sings very sensitively and the Padua ensemble, under its experienced principal conductor Marco Angius, also makes very sensitive music.
This work is followed by Languire a Palermo by Salvatore Sciarrino, premiered in 2019.
In a letter to the Gangi family, Richard Wagner thanked them for the house in Porrazzi on the outskirts of Palermo that had been made available to him in the spring of 1882. Wagner had already arrived in Sicily in 1881 to spend the winter in a mild climate. At first, he occupied an entire floor in the Hotel des Palmes, where he worked on Parsifal. Wagner’s portrait of Renoir, now in the Musée d’Orsay in Paris, was also painted there. Because the hotel was becoming too expensive, the Wagners looked for a house where they could stay.
Count Tasca provided them with the Villa Gangi in Porrazzi. There, in March 1882, Wagner wrote a little melody, Porrazzi Tempo, a fragment that, by the way, according to musicologists, has nothing to do with the actual Porazzi melody that kept Wagner busy several times. Anyway, Salvatore Sciarrone, himself a Sicilian, dealt with the Palermo melody in his piece Languire a Palermo. He wanted to breathe new life into this little work and did so with a languorous, dying piece that in some ways minimalistically drags on for 15 minutes.
Angius then conducts a very finely differentiated, tone painting and graceful interpretation of the Siegfried Idyll, which he makes less rapturous and opulent than other conductors. Initially it comes close to the soloistic scoring Wagner had in mind. After that, the music gains in tempo and sound, to lapse again and again meaningfully into pensiveness and tenderness.
The program ends with the arrangement of the Wesendonck song Träume, again spoiled by the sound engineering. This time Massimo Quarta’s violin, arguably expressive but not particularly beautiful, is very much in the foreground, and the orchestra acts hazily in the background.
Unfortunately, therefore, the value of the CD is diminished by the engineering, but the recording is the only one available of the Henze version with Italian text. That, and also the fact that Sciarrino’s Languire a Palermo is presented here for the first time on CD, give the disc some importance.