Zwei Werke aus dem frühen 20. Jahrhundert umrahmten Kompositionen aus Klassik und Romantik – ein gelungenes Programm der Meisterklasse von Thomas Riebl, das in einem Residenzkonzert der Musikakademie Liechtenstein die Vielseitigkeit der Bratsche nachdrücklich präsentierte. Guy Engels berichtet.
Vittorio Benaglia bot den perfekten Einstieg mit dem ersten Satz aus Rebecca Clarkes Viola-Sonate, eine gleichermassen zupackende, energetische wie lyrische Interpretation. Bewundernswert, wie Vittorio Benaglia im Mittelteil sein Instrument singen liess und den impressionistischen Klängen immer wieder einen schwebenden Zauber verlieh.
Franz-Anton Hoffmeister ist eine der bemerkenswerten Musikerpersönlichkeiten der Wiener Klassik – als emsiger Komponist und gewiefter Verleger. Sein Konzert für die Viola gehört zum Kanon eines jeden Bratschisten, so auch für Marinus Kreidt, der sich in seiner Darbietung des Allegro-Satzes um klassische Leichtigkeit bemühte, letztendlich doch vor allem sehr kontrolliert spielte und der Galanterie dieser Musik wenig Raum ließ.
Der Überflug durch das Bratschen-Repertoire führte uns anschließend in die Romantik, zu den Seelen-Verwandten Robert Schumann und Johannes Brahms. Mit Yujie Zeng, Tabea Ockert und Céline Eberhardt erlebten wir drei Interpretinnen, die in dieser Musik geradezu völlig aufgingen. Es sind drei junge Bratschisten mit Präsenz, mit Ausstrahlung, deren Darbietungen weit über den eigentlichen Notentext hinausgingen: Yujie Zeng mit ihrer leidenschaftlichen und innigen Lektüre des Brahms-Scherzo aus der F.A.E.-Sonate; Tabea Ockert mit ihrem feinfühligen, zarten Bogenstrich in drei Schumann-Romanzen, der der Musik einen wunderbaren natürlichen Fluss verlieh und auch die Ruhemomente nachhaltig auskostete; Céline Eberhardt, die mit ihrer großzügigen Bogenführung im Eingangssatz von Brahms’ Sonate in f-Moll der Musik Raum zur Entfaltung bot – eine intensive und vor allem kommunikative Interpretation.
Mit Paul Hindemiths Sonate in F-Dur, gespielt von Yue Yu, schloss sich der Panoramablick über das Bratschenrepertoire mit einem weiteren Werk des frühen 20. Jahrhunderts. Yue Yu beeindruckte durch ihr intuitives Musizieren. Sie hatte stets den Blick auf das Ganze und wusste das Werk spannungsgeladen und klangreich zu gestalten.
Nicht zu unterschätzen in diesem Residenzkonzert darf man den Beitrag von Mari Kato am Klavier, die den Stipendiaten mehr als nur eine hervorragende und zuverlässige Begleiterin war, sondern vor allem eine exzellente Zuhörerin.
Das Konzert sowie die Interviews mit den Studenten können Sie online unter www.kulmag.live kostenlos und jederzeit anschauen!