Joseph Haydn: Symphonien Nrn. 94, 95, 98, 99; Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi; # Sony Classical 19802 86185 2; Aufnahme 11. + 12.2021, Veröffentlichung 29.11.2024 (49'01 + 46'33) - Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Hat sich auch für späte Symphonien von Haydn die Kombination aus Dirigent Paavo Järvi und Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen bewährt?

Zunächst bestechen die Ausführenden mit wie gewöhnlich hochengagiertem Spiel, das von exzellentem Zusammenwirken geprägt wird. Im Detail gestaltungsreich mit nie nachlassender Energie und Aufmerksamkeit widmen sich Orchester und Dirigent auch den hier eingespielten Symphonien, darunter der ‘mit dem Paukenschlag’ genannt.

Dabei gelingen ihnen ausgefeilte Interpretationsmomente wie im langsamen Satz der Symphonie mit dem Beinamen. Hier nehmen sie die ohne leise Dynamik in den einleitenden Takten bis zum Paukenschlag zur Halbzeit nochmals deutlich zurück, so dass die Ohren gespitzt werden müssen, um noch etwas zu erhaschen. Der anschließende dynamische Ausbruch wirkt dann umso markanter, ohne dass er übertrieben laut werden müsste.

An anderen Stellen werden die Duftmarken ihres Einsatzes aber auch mal so deutlich gesetzt, dass der Fluss der Musik dadurch eine überspitzte Markierung, aber glücklicherweise auch keinen Bruch erhält. Das wirkt dann wie Übereifer. So entsteht ein Gesamteindruck, der wunderbar klare hochambitionierte Interpretation im Sinne der Musik bietet, die mit kleinen Scharten des zu viel Gewollten oder schlicht Erreichten gespickt sind. So wie ein Feuer, bei dem die Flammen auch mal unerwartet züngeln.

Has the combination of conductor Paavo Järvi and the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen also proved its worth for Haydn’s late symphonies?

First of all, the performers captivate with their usual highly committed playing, which is characterized by excellent interaction. The orchestra and conductor also devote themselves to the symphonies recorded here, including the one with the sobriquet Surprise, with a wealth of detail, never flagging energy and attention.

They succeed in creating sophisticated moments of interpretation, such as in the slow movement of the Surprise symphony. Here, they significantly reduce the dynamic range in the introductory bars until the timpani beat at the halfway point, so that the listener has to prick up their ears to catch anything. The subsequent dynamic outburst is then all the more striking without having to be excessively loud.

At other points, however, the scent marks of their commitment are sometimes so clearly placed that the flow of the music is given an exaggerated mark, but fortunately also does not get a break. This then comes across as overzealousness. The result is an overall impression that offers a wonderfully clear, highly ambitious interpretation in the spirit of the music, peppered with little nicks of over-ambition or simply over-achievement. Like a fire where the flames sometimes flare up unexpectedly.

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