Zwei ganz spontane, charakteristische und persönliche Interpretationen mit Isaac Stern (1920-2001) sind auf dieser CD zu hören, der zweiten in der neuen Reihe der historischen Aufnahmen vom ‘Lucerne Festival’.
Der 28-jährige Lorin Maazel dirigiert zunächst Tchaikovskys Violinkonzert, in dem Stern mit unglaublich langen Legato-Phrasen fasziniert. Er verausgabt sich dabei so sehr, dass er bei den ersten Staccati nach einer so langen Legatorede eines etwas abwürgt: Zeichen von Menschlichkeit, genau wie einige andere Ungenauigkeiten im Zusammenspiel mit dem Orchester. Gegen Ende des Satzes reißt Stern eine Saite. Er spielt die restliche halbe Minute weiter, zwangsläufig unter Auslassung vieler Töne.
Auch mit Akzenten und kleinen Verzierungen erheischt der Geiger ständig Aufmerksamkeit. So wird beispielweise die Canzonetta belebt.
Der dritte Satz ist maximal tänzerisch und folkloristisch angelegt, aber auch hochvirtuos und fulminant. Stern gleicht einem Flugzeug, das bei genügender Geschwindigkeit vom Boden abhebt. Erstaunlich, dass dieser Flug durchs Finale beim Luzerner Publikum kaum Begeisterung auslöste,
In höchstem Maße intensiv und expressiv erklingt Béla Bartoks 2. Violinkonzert unter Ernest Ansermet. Was da im Orchester alles passiert, wie es da brodelt und ächzt (vor allem in den beiden Ecksätzen) ist stupend. Es ist nicht auszudenken, welche Wirkung diese Aufnahme hätte, wenn sie technisch besser wäre als das, was der Schweizer Rundfunk damals bewerkstelligte. Vor allem die schlechte Balance zwischen den bevorzugten Streichern und den benachteiligten Bläsern fällt hier ins Gewicht. Die Restaurierung durch Ludger Böckenhoff ist dennoch außergewöhnlich gut und gibt der Musik viel Relief.
Isaac Stern’s expressive and spontaneous performances are thrilling. Young Lorin Maazel is impetuous and Ernest Ansermet makes Bartok’s music boil.
Isaac Stern est captivant dans ces lectures engages et spontanées. Le jeune Lorin Maazel est impétueux dans Tchaikovsky et Ernest Ansermet fait bouillir la musique de Bartok.