Prokofievs erstes Violinkonzert und Waltons Bratschenkonzert haben die Form, bei der langsame Außensätze einen schnellen Binnensatz rahmen sowie die Suche nach einem Uraufführungssolisten und weiteres gemeinsam. Dabei ist das kein Zufall, denn Walton orientierte sich bei der Gestaltung an dem Stück des russischen Kollegen. Das rhapsodisch angelegte Werk von Vaughan Williams ist anderen Charakters.
Isabelle van Keulen nimmt beide Instrumente mit der gleichen Leichtigkeit zur Hand und schafft so eine selten gehörte Verbindung zweier sich nahestehender Werke.
Prokofiev erklingt in einer lyrisch schwebenden Darstellung, die den romantischen Charakter des Werkes betont und damit die Irritation des zeitgenössischen Publikums verständlich macht, dass schon an Strawinsky und seine Werke gewöhnt war. Dass auch Walton eine ungewohnte Musiksprache hatte, ist heute nicht mehr so leicht als ungewohnt nachzuvollziehen. Dem Soloinstrument entsprechend hat dieses Werk eine größere Bodennähe, ohne deswegen in der Interpretation von van Keulen auch nur ansatzweise erdschollenschwer zu klingen. Bei der aufsteigenden Lerche entsteht ein wenig der Eindruck, dass das Rütteln der Flügel gegenüber dem Schweben beim Singen eine zu große Bedeutung bekommen hat, der Gestus ist ein wenig unruhig.
Doch bei den Detailfragen sollte man nicht davon ablenken, dass Isabelle van Keulen ein sicheres Gespür für die Werke hat und natürlich das Handwerkszeug mitbringt, diese Ideen auch gestalterisch ausgefeilt umzusetzen. Die etwas direkte Aufnahme zeigt, dass die NDR Radiophilharmonie Hannover neben dem anderen bekannteren Orchester des Senders der zweite große orchestrale Klangkörper ist, der einen guten Ruf verdient. Man merkt auch, dass die drei Dirigenten unterschiedliche Stile pflegen, so dass hiervon ein weiterer Aspekt dieser Aufnahme ausgeht.