Mit der oben gestellten Frage deutete Feldman an, dass seine späten Kompositionen nicht zu lang seien, sondern diesen Umfang benötigen würden, um ihre Gestalt, ihre natürliche Länge, ausleben zu können. Einher ging bei ihm damit der Gedanke, nur wenige musikalische Ideen zu verwenden, damit sie sich genügend entfalten und entwickeln. Das äußerte sich so, dass er seine Motive oder Gestalten, sofern sie im Stück wieder auftauchen, in jeder Hinsicht, wenn auch zumeist unmerklich, abändert, so dass es nicht auf exakte Wiederholungen hinausläuft. Dem trug er beim Komponieren Rechnung, da er bereits geschriebene Seiten weglegte und nur aus dem Gedächtnis zitierte, so dass es zu Abweichungen, „Gedächtnisfehlern“, kam. Das Weglassen eines vorgegebenen Plans entsprang der Idee, die Natürlichkeit seiner Musik zu erhalten.
Für das Hören oder noch besser Zuhören auch bei diesem Werk für Klavier, Violine, Viola, Cello, benötigt man viel Zeit, vor allem aber Ruhe und Gelassenheit. Das Ausbleiben von Melodien, Höhepunkten, Steigerungen und auch Polyphonie prägt diese Musik. Denn neben der schieren Dauer des Werkes werden die Instrumente in einer beinahe regungslos wie fast auch farblos wirkenden Weise eingesetzt. Man mag kaum von Struktur sprechen. Dank mikroskopischer Entwicklungen wird der Eindruck langsamen pflanzlichen Wachstum evoziert.
Umso mehr muss man die beeindruckende Leistung der Interpreten loben, die diese auf ihre Art minimalistische Musik mit eben der Selbstbeherrschung und Geduld darbieten und dabei die Stringenz der Musik nicht außer Acht lassen. Das Ensemble Avantgarde findet seine Mitspieler vor allem im Gewandhausorchester in Leipzig. Pianist Steffen Schleiermacher als zentrale Figur sammelt immer die benötigten Solisten um sich, die vor allem die Klassiker der Moderne wieder pflegen und weniger auf neuesten Spuren wandeln.
With the question ‘Is Homer’s Odyssey too long?’, Feldman implied that his late compositions were not too long, but needed this length in order to live out their form, their natural length. This was accompanied by the idea of using only a few musical ideas so that they could unfold and develop sufficiently. This was expressed in such a way that, if his motifs or figures reappear in the piece, he changes them in every respect, albeit mostly imperceptibly, so that they do not amount to exact repetitions. He took this into account when composing, as he put away pages that had already been written and only quoted from memory, so that there were deviations, « memory errors ». The omission of a predetermined plan arose from the idea of preserving the naturalness of his music.
Listening to this work for piano, violin, viola and cello, requires a lot of time, but above all calm and composure. The absence of melodies, climaxes, climaxes and polyphony characterizes this music. In addition to the sheer duration of the work, the instruments are used in an almost motionless and almost colorless manner. One can hardly speak of structure. Thanks to microscopic developments, the impression of slow plant growth is evoked.
All the more reason to praise the impressive performance of the interpreters, who present this minimalist music in their own way with self-control and patience, without losing sight of the stringency of the music. The Ensemble Avantgarde finds its players above all in the Gewandhaus Orchestra in Leipzig. Pianist Steffen Schleiermacher, the central figure, always gathers the necessary soloists around him, who above all cultivate the classics of modernism rather than following the latest tracks.