Es muss ein besonderes Konzert gewesen sein – an diesem besonderen Ort: die zeitgenössische Erstaufführung einer Kompilation geistlicher Chormusik von Luigi Cherubini in der Dresdner Frauenkirche. Den aus Florenz stammenden Komponisten zog es nach Paris – für das Konzert wählte man aber, passenderweise, die als Elbflorenz gerühmte Residenzstadt. Rondeau nutzte dieses Ereignis für einen Mitschnitt, der einen repräsentativen Querschnitt durch das vokale Schaffen eines Komponisten dokumentiert, der bei seinen Zeitgenossen allerhöchstes Ansehen genoss. Und automatisch kommt die Musikwelt auch gleich zu einer Reihe von Weltersteinspielungen.
Frauenkirchenkantor Matthias Grünert hat mit Rondeau schon mehrere Einspielungen realisiert, darunter 2017 eine von Cherubinis c-Moll-Requiem. Auch hier präsentiert sich der Kammerchor der Frauenkirche Dresden mit dem auf modernen Instrumenten spielenden Ensemble Frauenkirche Dresden aus Musikern der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie in Bestform: Beide, vokaler und instrumentaler Klangkörper, musizieren in einer Güte, die vom ersten bis zum letzten Ton überzeugt und gefangen nimmt.
Jede der Motetten – vom 1777 komponierten Exulta e lauda bis zum 1823 entstandenen Inclina, Domine – haben in dieser Interpretation etwas pulsierend Vitales. Zum glasklar intonierenden Kammerchor hört man die Solisten Sibylla Rubens (Sopran), Britta Schwarz (Alt), Tobias Hunger (Tenor) und Tobias Berndt (Bass). Geschmeidige Homogenität, wo auch immer man hinhört: Alle singen und spielen stets passgenau und perfekt ausbalanciert, wunderbar federnd und federleicht, doch alles andere als gewichtslos. Derart kunstvoll und klug interpretiert ist es eine wahre Freude, diese Musik und damit auch diesen Komponisten ein Stück weit neu zu entdecken – dem Hörer sei das anrührende O salutaris hostia für Solo-Alt besonders ans Herz gelegt.
Dirigent Matthias Grünert spielt geschmackvoll mit der Binnendynamik und setzt immer wieder erfrischende Akzente, die von Sängern und Orchester aufmerksam adaptiert werden. Der Chor besticht dabei durch einen sensitiven Melodienfluss mit wunderbar weiten Bögen, deren knisternde Spannung die Solisten einer Stafette gleich höchst elegant aufgreifen und halten. Prachtvoller Jubel zu Beginn und am Ende dieser CD – der Hörer darf mitziehen.