Gewandhaus Leipzig
(c) Remy Franck

Das Thema Jahreszeiten prägte ein Konzert des Gewandhausorchesters unter der Leitung von Omer Meir Wellber in Leipzig. Zur Aufführung kamen Werke beziehungsweise Bearbeitungen ihrer Kompositionen von Peter Peter Tchaikovsky, Gustav Mahler, Alfred Schnittke und Alexander Glazunov zur Aufführung. Michael Oehme berichtet.

Peter Tchaikovskys Klavierzyklus Die Jahreszeiten bedarf eigentlich nicht einer Bearbeitung für andere Instrumente. Er wurde und wird von weltweit renommierten Pianisten immer wieder gern gespielt. Die vermutlich von Omer Meir Wellber angeregte, mit ihm vom Klavier aus dirigierte Fassung von sechs Monaten für Klavier und Bläserensemble von Moshe Zorman bot vor allem den exorbitant guten Bläsern des Gewandhausorchesters die Möglichkeit zu glänzen. Die sich melodisch anbiedernden Überleitungen zwischen den einzelnen Monatssätzen wirkten jedoch mehr als peinlich. Warum ein solches Auftragswerk des Gewandhauses? Hätte es nicht anstelle dessen eher an einen förderungswürdigen jungen Komponisten vergeben werden können?

Ganz anders bei Gustav Mahler. Dessen noch scheinbar zurückhaltendes Fragment eines Klavierquartetts aus seiner Studienzeit kam in der Bearbeitung für Klavier und Streichorchester von Omer Meir Wellber und Keren Kargalitzky regelrecht zum Blühen und mündete in das Arrangement des auf Mahler basierten Scherzos von Alfred Schnittke. Sozusagen Wandlungen, wie wir sie bei den Jahreszeiten erleben. Ungewöhnlich für ein traditionelles Konzert wurde diese Musik auf einer Fläche vor dem Orchester von einer Tänzerin und einem Tänzer, Giorgia Leonardi und Flavio Salamanka kommentiert und begleitet. Ein halbnackter Männerkörper im Gewandhaus, das hat auch dessen konservatives Publikum sichtlich beeindruckt und vielleicht künftig für das Ballett interessiert. Die Kombination von Musik und Tanz und die Kompositionen von zwei Ausnahmepersönlichkeiten des frühen und späten 20. Jahrhunderts waren hier eine geniale Verbindung eingegangen.

Alexander Glasunows Ballettmusik Die Jahreszeiten entstand um 1899 für den berühmten Choreographen und Ballettimpressario Marius Petipa. Die vier Jahreszeitenbilder beinhalten insgesamt 18 Charakterstücke bzw. Tanznummern eben. Darin wird zum Beispiel im Winter musikalisch zwischen Frost, Eis, Hagel und Schnee unterschieden. Das ist äußerst farbenreich, aber auch extrem anspruchsvoll für die ständig wechselnden Anforderungen an Ausdruck und instrumentaler Spielkunst. Mit einer leicht zu spürenden Anspannung meisterten das die Gewandhausmusikerinnen und -musiker auf bewundernswerte Weise. Die Jahreszeiten halten eben viele Facetten bereit. Die Musik kann das aufs Schönste widerspiegeln. Das Publikum war begeistert.

  • Pizzicato

  • Archives