Janacaks erstes größere erhaltene Werk für Klavier sind Variationen mit dem Titel Zdenciny variace (Zdenkas Variationen) aus dem Jahre 1880. Seine ersten Kompositionen sind deutlich von der spätromantischen Sprache geprägt. Dies änderte sich in den folgenden beiden Jahrzehnten langsam und deutlich. Er setzt sich in dieser Zeit intensiv mit der mährischen Volksmusik und später auch mit den phonetischen, melodischen und rhythmischen Eigenheiten der tschechischen Sprache auseinander.
Im Zeitraum 1900-1912 komponierte Janacek seine drei großen Werke für Klavier solo: die Sammlung Po zarostlem chodnicku (Auf verwachsenem Pfade), die Sonate ‘I.X.1905’ und den Klavierzyklus V mlhach (Im Nebel). Janacek blieb dem Klavier ein Leben lang treu. Seine allerletzte vollendete und veröffentlichte Komposition ist das kurze Klavierstück Vzpominka (Erinnerung) aus dem Jahre 1928. Daneben gibt es Kammermusik für Klavier und andere Instrumente.
Durch sein Sich-Versenken in die mährischen Volksmelodien hat er einen neuen, ebenso natürlichen wie hinreißend akzentreichen Ausdruck gehoben. Seine Rhythmen von oft barbarischer Kraft, seine großen Melodien und seine dunkel gefärbte Harmonik sind Neuerungen von prinzipieller Tragweite.
Der tschechische Pianist Jan Bartos hat nun einen Großteil des Klaviersolowerks, vor allem die drei großen Werke und die Eckpunkte, eingespielt. Seine Darstellung zeigt mit leichter Hand und überzeugender Technik diese sehr persönliche Tonsprache auf. Die Musik wirkt einerseits sehr einfach und konzentriert, andererseits bildet sie große Erzählströme aus, die mit ihrem Detailreichtum gefangen nehmen. Bartos kann dieses durch seine räumliche und familiäre Nähe zu Janacek und seinem Lebensraums angelegte Verständnis zu Janaceks Ausdruckswelt mit sicherer Hand und feinen Nuancen spannend und einnehmend artikulieren.